Radio Heimat

Kinostart: 17.11.16
VÖ-Datum: 26.05.17
2016
Filmplakat: Radio Heimat

FBW-Pressetext

Deutschland, die 80er Jahre, im Pott. Frank, Pommes, Spüli und Mücke sind mitten in der Pubertät und auf der Suche nach der ersten Liebe. Na ja, der erste Sex wär ja auch schon mal was. Oder ein Kuss. Oder zumindest mal Händchen halten. Am besten mit Carola Rösler. Die ist die schönste im Pott. Oder in der Stadt. Oder zumindest in der Klasse. Doch wie an die Traumfrau rankommen? Vielleicht mal die Eltern fragen. Die haben sich ja in der Tanzschule kennengelernt. Aber das war ja damals. Und wie sagt der Opa immer: „Damals war auch Scheiße!“ Frank Goosens Kurzgeschichten, die von seiner Kindheit und Jugend im Ruhrpott erzählen, bilden die Vorlage für RADIO HEIMAT von Matthias Kutschmann. Jede Minute des Films ist von dem ganz speziellen Lebensgefühl dieses Milieus und dieser Zeit durchzogen. Die Sprache ist deftig, trocken, ganz im Pottdialekt verhaftet und auch die 80er Jahre sind perfekt in Kostüm, Setting und dem großartigen Soundtrack getroffen. Alles ist authentisch und liebevoll konstruiert, sodass man als Zuschauer eine herrlich nostalgische Zeitreise in die Zeit der Fönwelle, der durchgewetzten Turnschuhe und dem übermäßigen Gebrauch an Haargel und Gummibändern antreten kann. Das Herz der Geschichte ist jedoch die Freundschaft der vier Jungs, die von den Nachwuchsdarstellern David Hugo Schmitz, Jan Bülow, Hauke Petersen und Maximilian Mundt überzeugend verkörpert werden. Alle vier sind unterschiedlich und stehen sinnbildlich für verschiedene Typen, mit denen sich aber jeder Zuschauer irgendwie identifizieren kann. Ob der Schüchterne, der Schlaue, der Grobmotorige oder der Maulheld – da erkennt man Freunde von früher. Oder eben auch sich selbst. Die Probleme der Vier sind übliche Teenie-Probleme, die, und das ist fern von Jahrzehnt und Region, nun mal zum Erwachsenenwerden dazugehören. Der Rest des Ensembles glänzt durch große Spielfreude und mit großen Namen wie Peter Lohmeyer, Stephan Kampwirth, Ralf Richter, Elke Heidenreich, und so weiter. Ob Frank das Herz von Carola Rösler am Ende erobern wird, soll hier nicht verraten werden. Doch RADIO HEIMAT gelingt es garantiert, mit seiner großen Wärme, seinem rauen Charme und seinen liebenswerten, weil echten Figuren das Herz des Zuschauers zu erobern. Ein Film so echt wie die Gegend in der er spielt.

Filminfos

Gattung:Komödie; Spielfilm
Regie:Matthias Kutschmann
Darsteller:David Hugo Schmitz; Jan Bülow; Hauke Petersen; Maximilian Mundt; Stephan Kampwirth; Sandra Borgmann; Peter Lohmeyer; Willy Thomczyk; Ralf Richter; Elke Heidenreich; Ingo Naujoks; Anja Kruse; Jochen Nickel; Heinz Hoenig; Petra Nadolny; Peter Nottmeier; Martin Semmelrogge; Eva Verena Müller; Marie Bloching; Milena Tscharntke; Rouven Israel
Drehbuch:Matthias Kutschmann
Buchvorlage:Frank Goosen
Kamera:Gerhard Schirlo
Schnitt:Georg Söring
Webseite:; facebook.com;
Länge:84 Minuten
Kinostart:17.11.2016
VÖ-Datum:26.05.2017
Verleih:Concorde
Produktion: Westside Filmproduktion
FSK:12
Förderer:FFA; Film- und Medienstiftung NRW
BD EAN-Nummer:4010324041722
DVD EAN-Nummer:4010324202420
DVD Extras:- Hauptfilm -Featurettes; -Setführung; -Making-of

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

In der nostalgischen Komödie von Matthias Kutschmann nach Erzählungen von Frank Goosen geht es um vier sehr unterschiedliche Freunde, die ihre Pubertät im Ruhrgebiet verbringen.
Frank (David Hugo Schmitz), Spüli (Hauke Petersen), Pommes (Jan Bülow) und Mücke (Maximilian Mundt) wollen nichts lieber, als endlich ihre Unschuld zu verlieren. Dazu wird einiges unternommen: Tanzschule, Parties im Hobbykeller der Eltern, Annäherungen im Freibad, im Schrebergartenidyll. Frank hat es auf die Schönheit Carola Rösler (Milena Tscharntke) abgesehen, doch keine der Strategien will fruchten. Trost suchen die Jungs bei einem Pils oder bei Franks “Omma” (Anja Kruse) und ihren Frikadellen. In parallelen Montagen wird die Liebesgeschichte von Franks Vater (Stephan Kampwirth) und Mutter (Sandra Borgmann) in den 1960er Jahren erzählt, als alles noch einfach erschien…
Lokale Eigenheiten des Ruhrgebietes, seiner Geschichte und Milieus werden in einer amüsanten Coming-of-Age-Collage zu einem originellen Zeitbild verbunden. In der Tradition internationaler Teenagerkomödien und Nostalgiekomödien gelingt es dem Film, eine eigene Atmosphäre und Identität zu entfalten. Auf der Ebene von Kamera, Montage, Musikeinsatz und Ausstattung hervorragend gestaltet, leidet der Film nach Ansicht der Jury gelegentlich an den Schwächen seiner jugendlichen Besetzung. Vor allem das Spiel der vier Protagonisten ist nicht immer überzeugend - und die Gastauftritte bekannter Fernsehkomiker wirken etwas selbstzweckhaft.
RADIO HEIMAT richtet sich tendenziell an ein Publikum, das die Zeit der 1980er Jahre selbst erlebt hat und diesen Film als wohlige Nostalgie erleben wird. Einem jüngeren Publikum werden die Moden und Marotten dieser Jahre teilweise vielleicht fremd bleiben. Insgesamt ist RADIO HEIMAT jedoch ein amüsantes Generationenporträt mit lokaler Anbindung.