Quatre mains
Kurzbeschreibung
Die Beziehungen eines 60jährigen deutsch-jüdischen Komponisten, der in den Niederlanden lebt, zu seiner 24jährigen Nicht, zu den Deutschen und ihrer NS-Vergangenheit.Jury-Begründung
Er (der Bewertungsausschuss) hat sich seine Meinungsbildung nicht leicht gemacht. Wenn sich nach langer Diskussion eine ausreichende Mehrheit für die Zuerkennung eines Prädikats ergab, bedeutet dies nicht unbedenkliche Zustimmung. Entscheidend war letztlich, daß eine Erstlings-Regie zur Debatte stand, die sich mit der Verfilmung eines eigenen, eines kompakten Problemstoffes an eine besonders schwere Aufgabe gewagt hat. Zu beachten war ferner, daß das Thema, eine Aufarbeitung von Vergangenheit, eine Bewältigung von hautnah Erlebtem, beim Autor auf eine besondere Sensibilität zu stoßen schien, die durchaus nicht der Sensibilität des Rezipienten entsprechen muß. Mit anderen Worten: Der Autor und also der Regisseur bedient sich einer Ausdrucksweise und setzt Zeichen, die manchmal nur aus Andeutungen bestehen, ohne erwarten zu können, daß seine symbolüberfrachtete Sprache, seine assoziativen Signale vom Publikum akzeptiert und verstanden werden.Dieses Risiko einkalkuliert, schickt der Autor die Hauptfigur, den an seiner Biografie leidenden und an seiner Empfindlichkeit kränkelnden Musiker Alexander auf eine gefährliche Reise zwisczhen Heute und Gestern, die ihn daran hindert, das Morgen zu planen. Das Mädchen hingegen, dem seine Zuneigung gilt, seine Nichte Marte, ist zwangsläufig auf Zukunft programmiert. An dieser Diskrepanz scheitert Alexander. Er scheitert auf eine zeitwilig verwirrende, unerklärliche und manchmal quälend langatmige Weise, deren Dramaturgie zu beurteilen der Bewertungsausschuß sich schwer getan hat. Er sieht nicht nur unverständliche und manchmal nicht stimmende Details, sonder entziffert auch die Thematik nur mühsam. Er glaubt, eine Liebesgeschichte zu erkennen, die, simpel formuliert, im "Huckepackverfahren" auf dem Rücken von Vergangenheitsbewältigung transportiert wird, ohne daß deutlich werde, welche seiner ineinander verschachtelten Probleme der Autor für das wichtigere halte.
Neben manchem Verwirrenden stehen schöne und ergreifende Szenen, jene etwa, in der der Emigrant seinem Geburtshaus in Hamburg und desse jetziger Besitzerin begegnet. Auch die Darstellung des Agentur-MIlieus weist Begabung aus. Zum Positiven muß ferner die Leistung der Darsteller gezählt werden, insbesondere die des Peter Fritz, der der kaum zu bewältigenden Rolle des Alexander beachtlich Profil gibt.
Viele Fragen bleiben am Ende offen, aber dies, möglicherweise, gehört zum Konzept eines Films, der nicht den Eindruck erweckt, als habe er vorgehabt, fertige Antworten zu geben.