Princess

Filmplakat: Princess

FBW-Pressetext

Ole ist 11 Jahre alt. Er weiß, was ein richtiger Junge zu tun hat. Und so zieht er regelmäßig mit seinen Kumpels los und zeigt den schwächeren Kindern, wer der Chef ist. Vor allem die leicht dickliche Eigenbrötlerin Davie wird regelmäßig auf dem Nachhauseweg abgefangen. Eigentlich jedoch würde Ole viel lieber in das schöne Prinzessinnenkleid schlüpfen, was er nur zuhause heimlich immer wieder überzieht. Dumm nur, dass ihn Davie eines Tages dabei beobachtet. Nun hat sie ihn natürlich in der Hand. Und macht Ole einen Vorschlag, der in seinem Leben einiges verändern wird. Von der ersten Minute an glaubt man den Figuren in Karsten Dahlems Kurzspielfilm PRINCESS, so überzeugend ist das Spiel der Kinder. Der kindliche Zwiespalt zwischen anerzogener männlicher Härte und der sanften verspielten Weichheit – Philip Breu verkörpert all das auf beeindruckende Weise. Auch Ava Taremizad als Davie ist großartig in ihrer Rolle als Außenseiterin, die, genau wie Ole, einen Traum hat und unter der Angst leidet, nie von den anderen akzeptiert zu werden, so wie sie ist. Auf berührende Weise erzählt PRINCESS die Geschichte dieser beiden Kinder, die durch eine Ausnahmesituation zusammenfinden und gemeinsam stark und mutig sind. Diese Botschaft vermittelt sich ohne Holzhammer, auch dank pointierter Dialoge und einer sehr sicheren Schauspielführung, die die Kinder ganz natürlich agieren lässt. Eine dynamische Kamera und eine sehr gute Montage komplettieren diesen sensibel erzählten und in jeder Minute authentisch wirkenden Kurzfilm.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Karsten Dahlem
Darsteller:Philip Breu; Emil Pötschke; Noah Lakmes; Ava Taremizad
Drehbuch:Karsten Dahlem; Stephan Lacant
Kamera:Juhani Zebra
Schnitt:Diana Matous
Musik:Hajo Wiesemann; Philip Zdebel
Länge:16 Minuten
Produktion: Lopta Film GmbH, SWR; BR; ARTE;

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es ist erstaunlich, wie präsent und glaubwürdig die vier Kinderdarsteller in Karsten Dahlems Kurzfilm PRINCESS die Filmfiguren verkörpern. Und wieviel Karsten Dahlem in den 16 Minuten des Films erzählen kann. Sein Protagonist Ole, der Anführer einer kleinen Bande von jungen Dorfrabauken, die einer gleichaltrigen Schülerin am Weidezahn auflauern und ihr den Schulranzen klauen, ist auch die Titelheldin des Films. Und wie er diese erstaunliche Verwandlung durchlebt, wird in zugleich realistischen sowie atmosphärisch schillernden Sequenzen inszeniert. Und auch sein vermeintliches Opfer, die pummelige und linkische Davie verwandelt sich im Laufe des Films in eine ausgefuchste Heldin, die genau weiß, was sie will und wie sie es bekommen kann. Da treffen sich ein Mädchen, das unbedingt beim Karaoke-Wettbewerb in der Schule auftreten will und ein Junge, der sich gerne schminkt und Mädchenkleider trägt in einem gloriosen Moment auf einer Bühne, der aber nicht (wie in einer konventionelleren Erzählung) in Begeisterungsstürmen des Publikums endet, sondern mit Blut im Gesicht der Prinzessin. Wenn Davie in ihrem Kinderzimmer mit einem Besen die Stofftierchen auf dem Fußboden zusammenfegt oder wenn Ole mit einer Vogelmaske auf dem Kopf alleine auf einem kahlen Acker sitzt, sind dies brillante, von Dahlem und seinem Kameramann Juhani Zebra gefundene Bilder, durch die die beiden erstaunlich lebendig werden. Dies ist ein souverän gestaltetes Debüt, das neugierig auf die kommenden Filme von Karsten Dahlem macht.