Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Es ist erstaunlich, wie präsent und glaubwürdig die vier Kinderdarsteller in Karsten Dahlems Kurzfilm PRINCESS die Filmfiguren verkörpern. Und wieviel Karsten Dahlem in den 16 Minuten des Films erzählen kann. Sein Protagonist Ole, der Anführer einer kleinen Bande von jungen Dorfrabauken, die einer gleichaltrigen Schülerin am Weidezahn auflauern und ihr den Schulranzen klauen, ist auch die Titelheldin des Films. Und wie er diese erstaunliche Verwandlung durchlebt, wird in zugleich realistischen sowie atmosphärisch schillernden Sequenzen inszeniert. Und auch sein vermeintliches Opfer, die pummelige und linkische Davie verwandelt sich im Laufe des Films in eine ausgefuchste Heldin, die genau weiß, was sie will und wie sie es bekommen kann. Da treffen sich ein Mädchen, das unbedingt beim Karaoke-Wettbewerb in der Schule auftreten will und ein Junge, der sich gerne schminkt und Mädchenkleider trägt in einem gloriosen Moment auf einer Bühne, der aber nicht (wie in einer konventionelleren Erzählung) in Begeisterungsstürmen des Publikums endet, sondern mit Blut im Gesicht der Prinzessin. Wenn Davie in ihrem Kinderzimmer mit einem Besen die Stofftierchen auf dem Fußboden zusammenfegt oder wenn Ole mit einer Vogelmaske auf dem Kopf alleine auf einem kahlen Acker sitzt, sind dies brillante, von Dahlem und seinem Kameramann Juhani Zebra gefundene Bilder, durch die die beiden erstaunlich lebendig werden. Dies ist ein souverän gestaltetes Debüt, das neugierig auf die kommenden Filme von Karsten Dahlem macht.