Prestige - Die Meister der Magie
FBW-Pressetext
Eine grandiose Metapher für das Filmemachen hat Regisseur Christopher Nolan mit der Zauberkunst gefunden. Mit der trickreichen Geschichte zweier verfeindeter Magier entzückt und verführt er sein Publikum, arbeitet mit Doppelungen, Illusionen und Erwartungen, hat immer noch ein weiteres Ass im Ärmel. Hochintelligente, doppelbödige Unterhaltung, prächtige Ausstattung, fulminante Darsteller – und David Bowie als der Mann mit dem Zylinder.Filminfos
Gattung: | Thriller |
---|---|
Regie: | Christopher Nolan |
Darsteller: | Michael Caine; Christian Bale; Scarlett Johansson; Hugh Jackman; David Bowie |
Drehbuch: | Christopher Nolan; Jonathan Nolan |
Weblinks: | ; |
Länge: | 130 Minuten |
Kinostart: | 04.01.2007 |
Verleih: | Warner |
Produktion: | Warner Bros. Entertainment GmbH, Warner Bros. Pictures |
FSK: | 12 |
Jury-Begründung
Mit der Zauberkunst hat Christopher Nolan eine grandiose Metapher für das Filmemachen gefunden. Wenn die drei Phasen eines erfolgreichen Illusionsaktes beschrieben werden, ist dies auch eine Gebrauchsanleitung für das dramatische Erzählen. Vorstellung, Verschwinden und Prestige beim magischen Trick entsprechen der klassischen Einteilung des Dramas in Exposition, Konflikt und Auflösung.In seiner Geschichte von zwei verfeindeten Illusionisten im späten 19. Jahrhundert führt Nolan selber ständig filmische Zauberkunststücke vor, und immer, wenn man glaubt, er lasse sich dabei in die Karten schauen, hat er noch ein Trumpf im Ärmel. Wie alle seine Filme ist auch dieser äußerst kunstvoll konstruiert. Nolan wechselt virtuos zwischen den Zeitebenen und Erzählperspektiven hin und her, aber er kann auch in kleinen Szenen genau auf den Punkt kommen.
So wird in der Sequenz mit dem chinesischen Zauberer und dem Goldfischglas vieles über das Verhältnis eines besessenen Magiers zu seinem Metier deutlich. Er „lebt seinen Trick“, genau wie es die beiden Protagonisten tun. Und wenn der kleine Junge über den getöteten Kanarienvogel weint, und sich nicht durch den Trick mit dem ausgetauschten Tier täuschen lässt, ist dies ein erster Hinweis darauf, dass die beiden konkurrierenden Magier auch bereit sind, für einen guten Trick zu töten.
Nolan verführt selber das Publikum mit trickreichen Illusionen. Deshalb lautet der erste Satz des Films „Schauen sie genau zu!“. So zaubert er etwa, nachdem er lange die Erwartungen auf den mysteriösen Erfinder Tesla geschürt hat, wie ein weißes Kaninchen den lange nicht mehr im Kino gesehenen David Bowie aus dem Zylinder.
Der Film ist voller Doppelungen: es gibt nicht nur zwei konkurrierende Zauberer, sondern beide haben Doppelgänger, beide lesen jeweils das geheime Tagebuch des anderen, das sie beide absichtlich ihrem Gegner zukommen ließen und so fort. Doch obwohl der Film so streng logisch durchkonstruiert ist, wirkt er nie wie eine Kopfgeburt, weil Nolan immer packend erzählt und sehr dynamisch inszeniert hat.
Dies ist ein Historienfilm, der nie museal oder verstaubt wirkt, sondern modern, ohne dass Nolan auch nur ein einziges Mal bei Ausstattung, Stil oder der Sprache ein Anachronismus unterlaufen wäre. Und bei der fehlerlosen Schauspielerführung war er sich dessen bewusst, dass ja fast alle handelnden Figuren Performer sind, also im Film auch das Schauspielern überzeugend schauspielen müssen.
„Prestige“ ist ein hochintelligenter Unterhaltungsfilm, der ganz nebenbei komplexe und existenzielle Themen berührt. So auch jenes, dass die jeweils neueste Technologie immer ein wenig wie Magie wirkt. Der einzigen Trick, der nicht erklärt wird, gelingt deshalb dem Ingenieur Telsa – und den verfolgen nicht umsonst die Agenten von Edison, der zumindest für sich in Anspruch nahm, die Kinematographie mit erfunden zu haben. Also die größte Zauberkiste von allen.