Filmplakat: Phantasma

FBW-Pressetext

Es passiert nicht bewusst. Auf einmal schlägt man die Augen auf und die Bilder im Kopf passen nicht mehr zusammen. Ob die Erinnerungen, die durch den Kopf strömen, wirklich eigene Erinnerungen sind, weiß man nicht. Und ob die Menschen, die man vor sich sieht, zu einem gehören, kann man nicht sagen. Es gibt keinen Zusammenhang mehr. Es gibt nur noch Fragmente. Und Phantasmen. Der Filmemacher und Künstler Daniel Lang hat sich für seinen neuen experimentellen Kurzfilm PHANTASMA mit dem Thema Bewusstsein beschäftigt. Wie funktioniert das Gehirn des Menschen nach einem schweren Unfall, nach einem Schädelhirntrauma? Welche Bilder tauchen auf? Wie kann man das seelische, das emotionale, das rationale Dilemma am besten beschreiben? Lang entscheidet sich für eine visuelle Dopplung der Gedankenfragmentierung, indem er mit beschädigten Dias arbeitet, die nach einem Wasserschaden nur noch einen Bruchteil ihrer bildlichen Informationen an den Zuschauer weitergeben können. Genau diese Konsequenz in Bild und Geschichte macht den Film so rund. Und auch so besonders. Zusätzlich verstärkt Lang die Wirkung des Films, indem er als Ich-Erzähler die Gedanken und Empfindungen des Protagonisten wiedergibt. Mit PHANTASMA gelingt es Daniel Lang, dem Zuschauer einen poetischen Gefühlsraum zu eröffnen, der sich einer konkreten Deutung verweigert. Ein konsequentes und beeindruckendes filmisches Experiment.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Daniel Lang
Drehbuch:Daniel Lang
Kamera:Daniel Lang
Schnitt:Daniel Lang
Länge:6 Minuten
Produktion: Daniel Lang
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es sind durch einen Wasserschaden in Mitleidenschaft gezogene Kleinbild-Dias, die Daniel Lang als Grundlage für eine Erzählung über Krankheit, Zerbrechlichkeit und Genesung genommen und in Bewegung gesetzt hat. Manchmal zeigen sie völlig abstrakte Muster und Strukturen, dann wiederum schimmern konkrete Situationen hindurch, die wie sich mühsam wieder zusammensetzende Erinnerungsfragmente erscheinen. Unvermutet und wie durch Zauberhand bekommen die amorphen Strukturen plötzlich Tiefe, verschieben sich, bewegen sich gegeneinander, werden konkret, um sich anschließend wieder in reiner Abstraktion aufzulösen. Begleitet von einem eindringlichen Off-Erzähler, der immer wieder Situationen und Bruchstücke memoriert, entsteht so die intensive Beschreibung eines Seelenzustandes, wie ihn womöglich jeder schon einmal erlebt hat oder noch erleben wird.

Die Offenheit der Bilder und der Texte erlaubt es dem Zuschauer, sich auf den hypnotischen Sog des Films einzulassen, Assoziationen an selbst Erlebtes, an eigene Erfahrungen und Krankheiten und Verletzungen revitalisieren aber nicht das Trauma, sondern wirken beruhigend und kontemplativ, eröffnen durch leichte Verschiebungen von Bild und Text immer wieder neue und überraschende Einsichten und sorgen so für einen nicht unerheblichen Erkenntnisgewinn.