Ondine - Das Mädchen aus dem Meer

Kinostart: 21.10.10
VÖ-Datum: 24.02.11
2009
Filmplakat: Ondine - Das Mädchen aus dem Meer

FBW-Pressetext

An der Küste von Cork geht dem Fischer Syracuse eines Tages ein ganz spezieller Fang ins Netz: Aus dem Wasser zieht er eine wunderschöne junge Frau, die sich selbst Ondine nennt und sich scheinbar an nichts erinnern kann. Vor der Welt will sie sich verstecken, nur Syracuse darf sie sehen. Und obwohl dieser ihr Zutrauen gewinnen kann, kommt er nicht hinter ihr Geheimnis. Und dabei müsste er nur seine kleine Tochter Annie fragen, die längst zu wissen glaubt, wer Ondine wirklich ist... Der neue Film von Meisterregisseur Neil Jordan ist ein wunderschönes Märchen für Erwachsene. Geheimnisvoll schillernd bewegt er sich auf dem schmalen Grat zwischen zwei Welten. Das Reale und die Traumwelt gehen Hand in Hand, und Jordans Kunst (im Zusammenspiel mit dem genialen Kameramann Christopher Doyle) besteht darin, beide Welten glaubhaft zu verflechten. Der Film ist eine Geschichte über das Geschichtenerzählen und damit auch eine Reflexion über das Kino. Überzeugend: Charakterdarsteller Colin Farrell, dem man das irische Landleben ins markige Gesicht geschrieben sieht und dem man glaubt, dass er sich in einem permanenten Kampf mit sich selbst und der Welt befindet. Betörend: Alicjia Bachleda, die den Zuschauer ebenso verführt wie ihren männlichen Gegenpart. Und bezaubernd: Die kleine Alison Barry, die uns vor Augen hält, was wir nie vergessen dürfen: An Märchen zu glauben. Ein zauberhafter Film – und nicht von dieser Welt!

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Neil Jordan
Darsteller:Colin Farrell; Alicja Bachleda; Alison Barry; Stephen Rea; Tony Curran; Dervla Kirwan; Emil Hostina; Don Wycherley; Norma Sheahan
Drehbuch:Neil Jordan
Kamera:Christopher Doyle
Schnitt:Tony Lawson
Musik:Kjartan Sveinsson
Webseite:ondine-derfilm.de;
Länge:104 Minuten
Kinostart:21.10.2010
VÖ-Datum:24.02.2011
Verleih:Concorde
Produktion: Wayfare Entertainment, Irish Film Board; Octagon Films; Little Wave Productions;
FSK:12
DVD EAN-Nummer:4009750207802
Anbieter-Link:

Trailer wird nach Klick nicht abgespielt?
Hier geht es zum Download des aktuellen Quicktime-Players.

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In einem kleinen Fischerdorf an Nordirlands Küste lebt der von der Dorfgemeinschaft verachtete Fischer Syracuse. Ein Anfang wie in einem Märchen: Er zieht in seinem Schleppnetz als „Beifang“ eine wunderschöne junge Frau aus dem Meer. Sie scheint sich an nichts erinnern zu können und nennt sich Ondine. Nur er dürfe sie sehen. Seiner an den Rollstuhl gefesselten Tochter Annie erzählt er von seinem Fund, jedoch verschlüsselt er die Geschichte als Märchen während ihrer Dialyse. Annie allerdings ist fest davon überzeugt, dass Ondine eine Robbenfrau in Menschengestalt ist.
Wie im Märchen zieht das Glück ein, die Netze von Syracuse sind prall gefüllt und alles könnte sich wunderbar entwickeln, wenn die Realität eine andere wäre. Von diesem Widerspruch lebt der Film, herausragend fotografiert von Christopher Doyle zwischen karger Küstenlandschaft, verwunschenen Orten und dem Dorfmilieu mit seinen Schattenseiten des irischen Alltags zwischen Armut und Ausgrenzung. Als Beispiel dient die alkoholabhängige Exfrau von Syracus, die die gemeinsame Tochter mehr schlecht als recht versorgt und Syracuse unter Druck setzt. Das ist nicht die einzige Bedrohung der sich romantisch entwickelnden Beziehung zwischen Ondine und Syracuse. Damit einher geht die kindliche Sicht von Annie mit ihrer Sehnsucht nach einer heilen Familie - sie will verhindern, dass Ondine wieder zurück ins Meer muss, wie die Märchen und Sagen Irlands künden. Auf einer anderen Ebene die Sehnsucht der beiden Erwachsenen nach gemeinsamen Glück, dem ihre unterschiedlichen Lebenswelten entgegen stehen. Eine latente Bedrohung ist von Anfang an spürbar und drängt sich nun brutal in die reale Welt. Ein Fremder taucht im Ort auf und kommt Ondine auf die Spur, will ihre wahre Herkunft verraten. Ein Krimi beginnt, der eine zweite Ebene in den Film einführt.
Es ist leicht, das Unglück zu leben und schwer, sich das Glück zu erarbeiten, lautet am Ende die Botschaft, als alles doch märchenhaft glücklich überstanden ist. Dazwischen stehen viele tief greifende Verwicklungen zwischen Angst und Hoffnung, die zur Vielschichtigkeit und Vieldeutigkeit des Films beitragen. Märchenstruktur und reale Welt, in der hautnah die wahre Herkunft von Ondine aufgedeckt wird, werden kunstvoll ineinander geschoben. So wie im Märchen, das auch immer einen realen Kern transportiert mit der Gewissheit, dass das Gute trotz aller Widerstände siegt. Wünsche und Hoffnungen können in Erfüllung gehen, wenn man daran glaubt. Sie sind aber von außen wie von innen starken Gefährdungen unterlegen, die das Scheitern in sich tragen.
Die darstellerische Leistung von Alison Barry, die die 10-jährige Annie spielt, ist besonders hervorzuheben. Noch ist sie altersgemäß dem magischem Denken verhaftet und doch mit ebenso scharfen analytischem Durchblick versehen. Sie spiegelt noch einmal den Grundtenor der Ebenen Märchen und Wirklichkeit wider. Traumhaft schön anzusehen in ihrer Körperlichkeit ist Ondine, oszillierend zwischen Sirene und Selbstbewusstheit. Herausragend auch Colin Farrell in der Hauptrolle des Fischers, der die Höhen und Tiefen seines Lebens glaubwürdig verkörpert.
Neil Jordan hat als Regisseur auf hohem Unterhaltungsniveau eine starke kunstvolle Geschichte mit hervorragenden Schauspielern inszeniert, die uns in mehrfacher Deutungssicht spannungsreich mitnimmt. Nach Irland, dem Land wo viele Märchen ihren Ursprung haben, damit man den oft schwierigen Alltag besser verstehen und ertragen kann.