Olgastraße 18

Filmplakat: Olgastraße 18

FBW-Pressetext

Olgastraße, Hausnummer 18. Irgendwo in Deutschland. Es ist nur eine Adresse von vielen, eine Wohnung wie andere auch. Und doch öffnet sich, wenn man nur genauer hinsieht, ein ganzes Leben voller gemeinsamer Erinnerungen, die sowohl glücklich und heiter, aber auch schmerzhaft und quälend sein können. Liv Scharbatke und Jörg Rambaum von der Filmakademie Baden-Württemberg gelingt es, in nur vier Minuten die Geschichte einer solchen Wohnung zu erzählen. Durch ausgeklügelte Tricktechnik erscheint es fast so, als würde die Kamera in nur einer Einstellung die einzelnen Räume abfahren. Die nahezu perfekte Ausstattung tut ihr übriges, um eine Brücke von fast fünfzig Jahren im Leben einer Familie zu schlagen. Als Zuschauer hat man das Gefühl, die Bewohner, die außer auf Fotos an der Wand nie zu sehen sind, richtig kennenzulernen und sie zu begleiten. Meisterhaftes Kurzfilmkino vom Allerfeinsten.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Liv Scharbatke; Jörg Rambaum
Drehbuch:Liv Scharbatke; Jörg Rambaum
Kamera:Jörg Rambaum
Schnitt:Jörg Rambaum
Musik:Jasmin Reuter
Länge:4 Minuten
Produktion: Liv Scharbatke und Jörg Rambaum GbR
FSK:0
Förderer:Filmakademie Baden-Württemberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Eine Lebensgeschichte wird mit einer Kamerafahrt durch eine Wohnung rekonstruiert. Die Einrichtung und Utensilien erzählen von den Bewohnern, ohne dass diese jemals selber auftreten. Gezeigt werden nur die leeren Wohnräume, die sich im Laufe der Zeit verändern. In den 60er Jahren wird die Wohnung von dem frisch verheirateten Paar bezogen, und die zu jener Zeit neue und moderne Einrichtung zeugt von dem Optimismus dieser frühen Jahre. Die Filmemacher haben mit großem Geschick Requisiten mit hohem Kennwert gefunden, die einerseits eine Ära symbolisieren (wie etwa der tragbare Fernseher aus den 70er Jahren), aber auch den Zustand der Familie deutlich machen. Nach der Gemütlichkeit eines Kindergeburtstags (mit im Stoptrick herunterbrennenden Kerzen) wird originell mit minimalistischen Mitteln von der Trennung des Ehepaares erzählt, in dem nur die sich verändernde Stellung der beiden Betten im Schlafzimmer gezeigt wird. Durch Fragmente von Nachrichtentexten wird das Vergehen der Zeit deutlich gemacht, zudem wechseln die Bilder an den Wänden. Filmisch wird dies mit stilistischer Konsequenz durch eine scheinbar ununterbrochene Kamerafahrt gelöst. Die Filmemacher kommen ganz ohne Plattitüden (wie es etwa zeitübliche Schlager im Radio oder Poster an den Wänden gewesen wären) aus, erzählen lakonisch und gänzlich unsentimental. Umso bewegender ist das letzte Bild von der leeren Wohnung.