Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
In Meike Pelzers Leben scheint es keine ungeplanten Ausfahrten mehr zu geben. Alles ist so geradlinig und provinziell eingefahren, dass für sie eine Existenz außerhalb der elterlichen Firma, Kleinfamilie und dem Schützenverein scheinbar kaum vorstellbar ist. Doch in ihren Augen sieht man manchmal ein wildes Blitzen, und als sich für sie die Chance bietet, ein cooles Auto mit Hörnern als Kühlerzierde zu ersteigern, greift sie zu Befremden ihres spießigen Verlobten sofort zu. Dass dieser Wagen beim Zoll an der deutsch-holländischen Grenze beschlagnahmt wurde und dass zwei zwielichtige Gestalten es ihr direkt nach der Auktion für einen viel höheren Preis wieder abkaufen wollen, lässt abenteuerliches vermuten, und tatsächlich fährt sie bald mit einer Riesenladung Kokain, die im Auto versteckt war, mit Karacho in die Freiheit. Auf dem Weg in ihren Sehnsuchtsort, die Sahara, macht sie erst einmal in Düsseldorf leidvolle Erfahrungen bei ihren ersten Versuchen als Drogendealerin. Unterwegs gabelt sie den Musiker Salim auf und die Drogenhändler, denen die Ladung eigentlich gehört, sind ihr ständig dicht auf den Fersen. Dass dieses Gangstertrio die Partner einer Berliner Eventagentur sind, ist nur eine der vielen schrägen Pointen dieser rasant inszenierten Kriminalkomödie, die Elmar Fischer, der zusammen mit Susanne Hertel auch das Drehbuch geschrieben hat, mit viel Fantasie und Übermut gegen den Strich des Genres gestrickt hat. So gibt es neue Variationen vieler Standardsituationen. Besonders originell und komisch ist eine typische „Händehoch-Situation“ gelöst, aus der noch längst nicht die Luft heraus ist, als der Bedrohte erkennt, dass nur eine Luftpistole auf ihn gerichtet ist. Mit dem „Geilenkirchener Kleinstadtmief“, der “neuen Berliner Ökonomie“ ihrer Verfolger und der türkischen Subkultur (über)zeichnet Fischer drei Milieus, die er jeweils mit einer Handvoll gut gezeichneter Charaktere bevölkert. Dabei haben auch Nebenfiguren wie etwa die Sekretärin der Pleitefirma ihre großen und sehr komischen Momente. Doch den Film trägt wieder einmal Nora Tschirner, eines der größten komischen Talente des deutschen Kinos, in einer Rolle, die ihr offensichtlich auf den Leib geschrieben wurde. Als Meike kann sie gelangweilt, eingeschnappt, abenteuerlustig, stur, trocken, verletzlich und gewitzt sein – und meist reicht eine beiläufige Geste oder ein Verziehen des Gesichts, um diese Eigenschaft zugleich sehr überzeugend, sympathisch und witzig auszudrücken. Eine so gut gelungene Genrekomödie ist bei uns immer noch eine Seltenheit, und so ist das Prädikat besonders wertvoll angemessen.