Müll im Garten Eden
FBW-Pressetext
Das türkische Bergdorf Çamburnu an der Schwarzmeerküste ist idyllisch gelegen. Seine Einwohner leben seit Generationen im Einklang mit der Natur, ernähren sich von Fischerei und Teeanbau. Doch oberhalb des Dorfes Çamburnu entsteht eine Mülldeponie. Und seitdem leidet das Dorf und mit ihm die Bewohner. Das Grundwasser ist verseucht, die Luft ist verschmutzt und jeden Tag wird mehr Abfall in die Grube geladen. Den Filmemacher Fatih Akin verbindet mit Çamburnu eine ganz persönliche Geschichte, denn das Dorf ist die Heimat seiner Großeltern. Als er vor Jahren wegen eines anderen Filmprojektes dort drehte, wurde er auf die Umweltkatastrophe, die das Dorf zu vernichten drohte, aufmerksam. Und so fing er an, das wachsende Leid der Bewohner und der Natur zu dokumentieren. Zu Wort kommen die direkt Betroffenen, die Teebauern, die Anwohner, der Bürgermeister des immer kleiner werdenden Dorfes, aber auch die Industrie und die Betreiber der Deponie, die stolz über Gesetzeslücken berichten. So entsteht ein umfangreiches Stimmungsbild, das von einer vorzüglichen Kamera dokumentiert, immer auch angenehme Zurückhaltung wahrt. Akin lässt die beunruhigenden und konsternierenden Bilder für sich sprechen. Dabei gelingt ihm ein alarmierender Rückschluss auf die globale Lage in Sachen Umweltschutz und Profitgier. Ein Kampf von David gegen Goliath, der nie aufhören darf. Ein dokumentarischer Weckruf, den man gesehen haben sollte.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Fatih Akin |
Drehbuch: | Fatih Akin |
Kamera: | Bünyamin Seyrekbasan; Hervé Dieu |
Schnitt: | Andrew Bird |
Webseite: | muellimgarteneden.de; |
Weblinks: | ; |
Länge: | 96 Minuten |
Kinostart: | 06.12.2012 |
Verleih: | Pandora |
Produktion: | corazón international Filmproduktion, NDR; |
FSK: | 0 |
Förderer: | FFA; DFFF; Filmförderung Hamburg |
Jury-Begründung
Fatih Akins Großeltern stammen aus dem Bergdorf Camburnu an der Schwarzmeerküste der Türkei. Ein idyllischer Flecken in einer wahrhaft paradiesischen Landschaft, dessen Bewohner seit Generationen vom Teeanbau und der Fischerei leben. Als seitens der Regierung beschlossen wird, direkt neben dem Dorf eine Mülldeponie für die ganze Region anzulegen, ist der „Garten Eden“ in höchster Gefahr. Trotz aller Proteste von Bürgermeister und Dorfbevölkerung wird das Vorhaben umgesetzt. Alle Versprechungen, dies unter größtem Schutz von Bewohnern und der Natur zu bewerkstelligen, werden nicht eingehalten. Sämtliche Proteste, Klagen und gerichtliche Verfahren werden auf politischer Ebene abgeblockt. Ohnmächtig müssen die Bewohner von Camburnu erleben, wie unerträglicher Gestank und vergiftetes Wasser aus der Deponie ihr Dorf, ihr Land und das Meer davor zerstören. Dass die junge Bevölkerung zuerst das Heimatdorf verlässt und andere Bürger des Landes nicht mehr hierher ziehen möchten, ist erklärlich. Und so ist die Gemeinde auf dem absterbenden Weg…Fatih Akin dokumentiert in einer Langzeitbeobachtung über fünf Jahre die stetige Veränderung und den Zerfall von Natur und urbanem Leben in einem einstmals blühenden Landstrich. So wird der Film zu einem Aufschrei gegen bewusste Verdrängung, Willkür, Korruption und politische Ignoranz und Machenschaften. Er zeigt die Ohmacht der Betroffenen, aber auch den nicht verstummenden Protest der Menschen, welche ihre Heimat nicht verlieren und verlassen möchten.
Fatih Akin klagt nicht mit hartem Kommentar und spekulativem Szenenaufbau an. Traumhaft schöne Bilder der paradiesischen Landschaft vermischen sich mit den Belegen einer systematischen Zerstörung durch die Deponie. Er lässt die Jungen und die Alten zu Wort kommen, er liefert die Kommentare von Bürgermeister und Ortsverantwortlichen, er zeigt die Vertreter der Bauherren der Deponie und der politischen Obrigkeit, ohne dies zu kommentieren oder diese bildlich zu denunzieren. Umso stärker ist die Wirkung dieses nicht nur glänzend gefilmten, sondern auch montierten Films, der trotz seiner Länge nie an Spannung verliert und den Zuschauer in Betroffenheit versetzt.
Ein Film zur Bewusstseinsbildung auch parabelhaft für die ganze Welt und ein mahnender Ruf aufzuwachen, bevor es zu spät ist. Die kommenden Generationen werden uns für unsere Versäumnisse in die Verantwortung ziehen müssen.