Mikis Ballade
FBW-Pressetext
Hochschulstudentin Nina Vukovic betritt mit ihrem ebenso reifen wie dicht inszenierten Kurzfilm die Männer dominierte Parallelwelt von serbokroatischen Kleinkriminellen auf Berliner Straßen. Miki hat seine besten Zeiten bereits hinter sich, heute zockt er nur noch Touristen mit Glücksspielen ab und schafft es nicht einmal, in der Gangsterhierarchie aufzusteigen, als er dringend Geld für die Hochzeit seiner Tochter benötigt. Treffend besetzte Darsteller, der bewusste Einsatz der serbokroatischen Sprache und die markante Musik schaffen eine greifbar authentische Atmosphäre der verborgenen Großstadtseite. So zeigt die junge Regisseurin, dass sie das indirekte Erzählen über zahlreiche Details und eine ausgeklügelte Kameraarbeit bestens beherrscht. Hier kann man noch viel Großes erwarten!Filminfos
Gattung: | Drama; Kurzfilm |
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Regie: | Nina Vukovic |
Darsteller: | Zoran Djordjevic; Alen Hebilovic; Arijana Antunovic; Denis Petkovic |
Drehbuch: | Nina Vukovic |
Kamera: | Merle Jothe |
Schnitt: | Janina Herhoffer |
Musik: | M. Celona |
Länge: | 22 Minuten |
Verleih: | DFFB |
Produktion: | Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB) |
Förderer: | dffb |
Jury-Begründung
Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll erteilt.Mikis beste Zeiten sind vorbei - wenn es sie denn je gegeben hat! Heute ist er zu alt und langsam, um noch als Hütchenspieler auf den Straßen von Berlin durchzukommen, und so wird er als das Faktotum eines erfolgreichen Gangsters durchgefüttert. Aber eine große Geste will er sich noch leisten, als er zufällig seine Tochter trifft und diese ihm von ihrer bevorstehenden Hochzeit erzählt. Einmal will er ein guter Vater sein und die Feier finanzieren. Als alter Gauner klaut er seinem Boss das Geld dafür - obwohl er wissen muss, dass dies das Ende dieses Lebens für ihn bedeutet. Nina Vukovics Kurzfilm ist sowohl eine Charakter- wie auch eine Milieustudie. Und auf beiden Ebenen stimmt jedes Detail, scheint jeder Moment authentisch. Man merkt dem Film seine autobiografischen Wurzeln an. Da wirkt (abgesehen von dem genretypischen Plot) nichts erfunden und man spürt die emotionale Ehrlichkeit, mit der erzählt wird. Miki wird mit viel Zärtlichkeit gezeigt - ein liebenswerter schwacher Mann, der weiß, wie teuer es ist, seine Würde nicht ganz zu verlieren. Und Zoran Djordjevic spielt ihn mit der genau richtigen Mischung aus Wehmut und Schlitzohrigkeit, die ihn zu einer tragikomischen Figur werden lässt. Zudem bietet der Film den Einblick auf eine Berliner Szene, in der kaum ein Wort deutsch gesprochen wird.
Vukovics inszeniert hier sehr atmosphärisch und musikalisch. Nicht nur in diesem Sinne ist ihr da eine schön traurige Ballade gelungen.