Metropolis 27/10

Kinostart: 12.05.11
2010
Filmplakat: Metropolis 27/10

FBW-Pressetext

METROPOLIS von Fritz Lang aus dem Jahr 1927 gehört zu den einflussreichsten Klassikern und wurde als erster Film ins Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen. Die Schreckensvision einer mechanisierten Massen- und Klassengesellschaft wurde zum Stil prägenden Vorbild für Science-Fiction-Filme und die Popkultur. So spannend wie der Film ist seine Geschichte. Bereits vor dem Kinostart wurde METROPOLIS das Opfer von Verstümmelungen, die Premierenfassung galt trotz intensiver Recherchen über Jahrzehnte hinweg als verschollen und verloren. Erst als 2008 Filmmaterial in Buenos Aires entdeckt wurde, ließ sich das Meisterwerk mit mehr als 20 bisher fehlenden Minuten nahezu vollständig rekonstruieren. Die Murnau-Stiftung und ihre Partner leisteten dabei Pionierarbeit, denn das gefundene Material, das auf eine argentinische Verleihkopie aus den 1920er Jahren zurück geht und in den 70ern mangelhaft umkopiert worden war, musste in bisher neuartiger Weise digital restauriert werden. Die Mühe hat sich gelohnt: Durch die wieder eingefügten Einstellungen erklären sich einzelne Figuren überraschend neu in ihrer Funktion für die Geschichte. Szenen wie die Überschwemmung der Stadt mit der finalen Verfolgungsjagd erhalten bedeutend mehr Spannung. Die deutliche Kenntlichkeit des alten Materials macht die Wiederherstellung des legendären filmischen Torsos sichtbar. Auch die neu-editierte Originalmusik von Gottfried Huppert trägt dazu bei, dass METROPOLIS zu einem neuen Filmerlebnis wird.

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Fritz Lang
Darsteller:Gustav Fröhlich; Brigtte Helm; Alfred Abel
Drehbuch:Thea von Harbou
Kamera:Günther Rittau; Karl Freund
Schnitt:Fritz Lang
Länge:150 Minuten
Kinostart:12.05.2011
Verleih:Warner
Produktion: Leonine Distribution GmbH, Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung;
FSK:6
Förderer:DEFA Stiftung

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es ist eines der einflussreichsten Werke der Filmgeschichte. Ridley Scotts BLADE RUNNER wäre ohne das Vorbild METROPOLIS unmöglich gewesen, das Labor von Rotwang findet sich in den FRANKENSTEIN-Verfilmungen wieder, in Godards ALPHAVILLE und Kubricks DR. STRANGELOVE sind Verweise auf diesen Monumentalfilm -- den seit seiner Premiere niemand so sehen konnte, wie Fritz Lang ihn gedreht und geschnitten hat. METROPOLIS wurde gleich nach der Uraufführung drastisch gekürzt, ein Viertel des Film galt als verloren, und über Jahrzehnte wurde versucht, ihn so vollständig wie möglich zu restaurieren. Vor einigen Jahren war dann der Fund eines 16mm Negativs in Buenos Aires der Durchbruch, und nun gibt es eine nahezu vollständige Fassung von METROPOLIS, bei der die wiederentdeckten Fragmente zwar an ihrer Bildqualität klar erkennbar sind, sich aber dennoch erstaunlich gut in das restliche Material einfügen. Denn durch sie fließt die Erzählung viel besser. Dramaturgische Holprigkeiten, die bisher als Schwächen bei Drehbuch und Inszenierung angesehen wurden, sind verschwunden. So wird etwa nun die Motivation von Rotwangs Rache durch seine kultische Verehrung von Hel, die ihn für Federsen verließ und bei der Geburt von Freder starb, verständlich. Die Handlungsstränge um den Arbeiter Nr. 11811, Fredersens entlassenen Sekretär Josaphat und Fredersens Spion den Schmalen geben dem Film eine epische Qualität, die ihm bisher fehlte. Besonders überrascht, dass auch spannende Sequenzen mit beträchtlichem Show-Wert wie etwa die Rettung der Kinder aus der überfluteten Arbeiterstadt oder Marias Flucht vor dem rasenden Mob damals der Schere zum Opfer fielen. Wenn hierbei Maria für ihr Ebenbild, den Maschinenmenschen, gehalten wird, spiegelt dies die frühere Verwechslung von Johann mit dem Arbeiter Nr. 11811 durch den Schmalen wider, und auch dieser Rhythmus des Erzählens ging durch die Kürzungen verloren. So ist es dank der sorgfältigen Restaurierung möglich, nun einen komplexeren und besseren Film zu sehen, der zudem sehr durch die Originalmusik von Gottfried Huppertz gewinnt, die 1926 bei der Uraufführung gespielt wurde und ausgehend von einem Klavierauszug und Manuskripten des Komponisten neu aufgelegt und vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin eingespielt wurde. Die restaurierte Fassung von Fritz Langs METROPOLIS ist ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk. Und dass zum Glück nicht versucht wurde, die Risse (unterschiedliche Bildqualität) und Lücken (die immer noch fehlende Sequenz, auf die mit Zwischentiteln hingewiesen wird) zu kaschieren, verstärkt nur die Aura des Films.