Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Es ist eines der einflussreichsten Werke der Filmgeschichte. Ridley Scotts BLADE RUNNER wäre ohne das Vorbild METROPOLIS unmöglich gewesen, das Labor von Rotwang findet sich in den FRANKENSTEIN-Verfilmungen wieder, in Godards ALPHAVILLE und Kubricks DR. STRANGELOVE sind Verweise auf diesen Monumentalfilm -- den seit seiner Premiere niemand so sehen konnte, wie Fritz Lang ihn gedreht und geschnitten hat. METROPOLIS wurde gleich nach der Uraufführung drastisch gekürzt, ein Viertel des Film galt als verloren, und über Jahrzehnte wurde versucht, ihn so vollständig wie möglich zu restaurieren. Vor einigen Jahren war dann der Fund eines 16mm Negativs in Buenos Aires der Durchbruch, und nun gibt es eine nahezu vollständige Fassung von METROPOLIS, bei der die wiederentdeckten Fragmente zwar an ihrer Bildqualität klar erkennbar sind, sich aber dennoch erstaunlich gut in das restliche Material einfügen. Denn durch sie fließt die Erzählung viel besser. Dramaturgische Holprigkeiten, die bisher als Schwächen bei Drehbuch und Inszenierung angesehen wurden, sind verschwunden. So wird etwa nun die Motivation von Rotwangs Rache durch seine kultische Verehrung von Hel, die ihn für Federsen verließ und bei der Geburt von Freder starb, verständlich. Die Handlungsstränge um den Arbeiter Nr. 11811, Fredersens entlassenen Sekretär Josaphat und Fredersens Spion den Schmalen geben dem Film eine epische Qualität, die ihm bisher fehlte. Besonders überrascht, dass auch spannende Sequenzen mit beträchtlichem Show-Wert wie etwa die Rettung der Kinder aus der überfluteten Arbeiterstadt oder Marias Flucht vor dem rasenden Mob damals der Schere zum Opfer fielen. Wenn hierbei Maria für ihr Ebenbild, den Maschinenmenschen, gehalten wird, spiegelt dies die frühere Verwechslung von Johann mit dem Arbeiter Nr. 11811 durch den Schmalen wider, und auch dieser Rhythmus des Erzählens ging durch die Kürzungen verloren. So ist es dank der sorgfältigen Restaurierung möglich, nun einen komplexeren und besseren Film zu sehen, der zudem sehr durch die Originalmusik von Gottfried Huppertz gewinnt, die 1926 bei der Uraufführung gespielt wurde und ausgehend von einem Klavierauszug und Manuskripten des Komponisten neu aufgelegt und vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin eingespielt wurde. Die restaurierte Fassung von Fritz Langs METROPOLIS ist ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk. Und dass zum Glück nicht versucht wurde, die Risse (unterschiedliche Bildqualität) und Lücken (die immer noch fehlende Sequenz, auf die mit Zwischentiteln hingewiesen wird) zu kaschieren, verstärkt nur die Aura des Films.