Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Esther Löwe ist ein erstaunliches Talent. Das hat sie mit ihrem Kurzfilm MERRY-GO-ROUND unter Beweis gestellt. Schon die Gute-Nacht-Geschichte zum Auftakt besitzt poetische Qualitäten, die aufhorchen lassen. Sie erzeugt Spannung und zaubert eine märchenhafte Atmosphäre herbei. Im Gang des Geschehens wird rasch klar, dass hier zwar nicht Hänsel und Gretel, aber doch zwei allein gelassene Kinder in ihrer autarken Welt ein ambivalentes Gefühlsdrama erleben. Visuell wird enorm viel aufgeboten. Die Requisiten in der Dachstube sind teils symbolträchtig oder rätselhaft, teils Blickfang-Raritäten. Sehr raffiniert kommt die Ton-Ebene ins Spiel. Während Lola beispielsweise einen Stein und Fundstücke vom Strand betrachtet, ertönt leises Meeresrauschen. Zur Kommunikation haben Lola und ihr Bruder Taro ein Blechdosen-Schnur-Telefon. Bald beginnt ein virtuoses, atemberaubendes Kammerspiel, das in emotionale Höhen und Tiefen führt. Das Team um Esther Löwe leistet handwerklich hervorragende Arbeit und die Kinder spielen ihre Rollen grandios. Die Jury würdigte in der Diskussion diverse formale Qualitäten und stellte semantische Überlegungen an, welche durch die universale Spielvorlage ermöglicht wurden. Das Votum fiel eindeutig aus: Der Kurzfilm verdient das Prädikat „besonders wertvoll“.