Filmplakat: Mee

FBW-Pressetext

Mee ist eigentlich ganz zufrieden. Sie hat eine Schüssel Essen vor sich und möchte am liebsten gleich loslegen. Doch stattdessen wird sie bombardiert mit Fragen über ihre Herkunft und wie es ihr so geht, als adoptiertes Kind aus Asien. Fühlt man sich da nicht von Anfang an ungewollt? Und hat sich Mee schon mal überlegt, was aus ihr alles hätte werden können mit einer anderen Schicksalswendung? Diese Fragen nehmen kein Ende – dabei will Mee doch nur in Ruhe essen. Ein allseits bekanntes Problem und eine gelungene visuelle Umsetzung sind die Grundlage für diesen schönen Kurzfilm der Studentin Letty Felgendreher. Als simpel gezeichnetes schwarz-weißes Strichmännchen steht Mee vor uns, doch die Fragen aus dem Off erschaffen fantasievolle Gedanken und komplexe bunte Bilder, die auf uns und Mee einstürmen. Am Ende wird Mee dem ein Ende setzen. Mit einer kurzen aber überaus prägnanten und wichtigen Aussage. Gelungener Kurzfilm mit Pfiff.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Letty Felgendreher
Drehbuch:Letty Felgendreher
Musik:Jasmin Reuter
Länge:4 Minuten
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH
Förderer:Filmakademie Baden-Württemberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mee wird vorgestellt: Sie wurde als Baby im Alter von sechs Monaten adoptiert, sie ist in Korea geboren.und nun stellt sie sich den Vermutungen, Fragen, Vorwürfen und Vorurteilen ihrer Umwelt. Als freundliche, wenig ausdrucksstarke Erscheinung muss sie sich dabei allerhand gefallen lassen.

Woher kommt sie, wer waren ihre Eltern, warum ist sie nicht in Korea geblieben, ist sie eine Prinzessin oder eine Bettlerin? Alle diese Fragen werden in unterschiedlich gestalteten Animationen dargestellt, ihre Herkunft, die Vermutungen ihrer Mitmenschen über Mee sind vielgestaltig, nicht immer wohlwollend, manchmal sarkastisch bis zum Zynismus. Die Fragensteller aus dem Off versuchen nicht, ihr gerecht zu werden, sondern folgen ihrer Phantasie und stellen Fragen, die Mee nicht beantworten kann oder will. Das macht sie hilflos, trotzig und verzweifelt.
Diesen Prozess zeigt der Film in vielfältigen Animationen, die mit jedem Bild eine andere Visualisierung zeigen. Als Kunstgriff perfekt umgesetzt, nimmt der Film Tempo auf und zeigt dramaturgisch konsequent umgesetzt mit durchdachtem Konzept in verschiedenen Animationstechniken die Phantasien der Fragenden.

Der große Ernst des Themas, die Frage nach der Identität und die Zweifel daran, werden durch die rasanten Stilwechsel der Animation aufgefangen, die Dramatik wird entschärft durch die teils karikierende Wirkung des Strichs.
Die Nachdenklichkeit beim Zuschauer setzt ein, wenn die Bilder verschwunden sind und der Film zu Ende ist. Eine handwerklich hervorragend umgesetzte Arbeit, die ihrer Idee folgend Eindruck und Nachhall erzeugt.