Mann unter Feuer

Kinostart: 30.09.04
2004
Filmplakat: Mann unter Feuer

FBW-Pressetext

Kidnapping-Action-Drama beschreibt den Inhalt, aber nicht die suggestive Wirkung und die ungewöhnlich expressive Form dieses Films, der quasi dokumentarisch Rache und Selbstjustiz zum Thema macht. Ein spektakulärer, aber kein spekulativer Film, der "unter die Haut" geht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Thriller
Regie:Tony Scott
Darsteller:Dakota Fanning
Drehbuch:Brian Helgeland
Weblinks:;
Länge:146 Minuten
Kinostart:30.09.2004
Verleih:Universal
Produktion: Fox 2000 Pictures, Regency Enterprises; New Regency Productions; Scott Free Production;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Aufgrund einer Welle von Kindesentführungen in Mexico City wird der ehemalige CIA-Agent Creasy von einer Familie als Bodyguard angeheuert, um deren 9jährige Tochter zu beschützen. Als diese entführt wird, beginnt er einen Rachefeldzug gegen die Hintermänner.

Der Film bezieht sich schon im Vorspann auf reale Hintergründe in Lateinamerika, wo alle 60 Sekunden ein Kind entführt wird und 70 % von ihnen für immer verschwinden. Vor diesem Hintergrund entwickelt er sich in seiner Stilistik zielgerichtet zu einem fast dokumentarisch anmutenden Film, der den Zuschauer suggestiv in seinen Bann zieht.
Die gelungenen Wechsel von statischer zu extrem bewegter Kamera, die stellenweise sichtbare Grobkörnigkeit des Filmbildes und die zum Teil extrem schnellen Schnitte erwecken den Eindruck von großer Authentizität.
Nach einem längeren, ruhigen Einstieg zu Beginn der Handlung, der genügend Zeit zum Verständnis der wichtigsten Grundinformationen und die Konstellation der wichtigsten Handlungsfiguren für den Zuschauer läßt, entwickelt sich eine ausgeklügelte Dramaturgie aus Beschleunigung und dazwischen eingebauten Ruheelementen. So steigert sich die Spannung bis zum Rachfeldzug von Creasy stetig. Szenen, die Folgehandlungen vorbereiten (das Schwimmtraining des Mädchens, das Verhalten im Fall einer Entführung) wechseln sich gekonnt mit überraschenden Wendungen ab.
Die Hauptprotagonisten sind in ihrer Besetzung treffsicher ausgewählt, was zu herausragenden darstellerischen Leistungen führt. So ist die Wandlung von Denzel Washington vom anfänglich alkoholkranken Antiheld mit Selbstmordabsichten hin zum standfesten und effektiven Rächer in ihren einzelnen Etappen gut nachvollziehbar. Besonders beeindruckend ist allerdings Christopher Walken in seiner Nebenrolle als langjähriger Freund von Creasy und hilfreicher Mann im Hintergrund.
Der Film bewegt sich in seiner Gewaltdarstellung auf einem schmalen Grad.

Bei einer Minderheit im Bewertungsausschuß blieb auch nach längerer Diskussion der Eindruck erhalten, daß im Film genretypische Handlungen mit Szenen der inszenierten Gewalt vernetzt sind (wie die Folterung und Verstümmelung eines ans Lenkrad gefesselten Mannes oder die Hinrichtungen zweier Gangster durch Kopfschuß) die auch dramaturgisch nicht zwingend in Nahaufnahme hätten gezeigt werden müssen. Kritisch bemerkt wird, daß die Selbstjustiz von Creasy mit Aussagen wie „Er hat an einem Tag mehr Gerechtigkeit erreicht als die Polizei in einem Jahr“ scheinbar gerechtfertigt wird.