Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Otto Sander als alternder, einsamer Mann, der in einer dunklen Wohnung irgendwo in einer anonymen Großstadt ein eher tristes Dasein führt – das wirkt wie eine Studie über einen Charakter aus Erzählungen von Franz Kafka. Zunächst lebt dieser einsame Mensch noch im Einklang mit seiner kleinen, engen Welt. Doch ganz allmählich schleicht sich etwas Bedrohliches ein, was vielleicht nur in seinem Kopf stattfindet, vielleicht aber auch Symptom ist für eine allgemeine Bedrohung seiner kleinen Welt. Er findet vor seiner Wohnungstür silberne Löffel. Wer hat sie dort hingelegt? Er selbst in seinem wachsenden Wahn? Ein Fremder, der ihm Böses will? Eine Lösung bietet der Film nicht. Er begnügt sich damit, den Mann in seiner langsamen, aber stetigen Verzweiflung zu zeigen, die in der totalen Verwüstung der Wohnung endet. Dabei weist diese kleine, an sich weitgehend stringent erzählte Handlung dramaturgische Brüche auf. Immerhin aber sind diese Momente des Zerfalls eines Menschen handwerklich solide inszeniert – die Ausstattung, die Kamera, die Atmosphäre sind stimmig. Aber es bleiben zu viele Fragen übrig, die auch durch Otto Sanders weitgehend kongeniales Spiel nicht zu lösen sind.