Filmplakat: Leerstelle

FBW-Pressetext

Striche, Linien, Wellen. In immer neuen Anordnungen, in immer neuen grafischen Formen. Dazwischen das Bild einer Frau. Ein Hauch von Sprache, der Klang der Musik. Danach die Auflösung in Fragmente, das Fehlen einer Verbindung. Am Schluss dann die Weite, die Leere. Der Filmemacherin Urte Zintler gelingt mit LEERSTELLE auf beeindruckende Weise die poetische Darstellung eines Gefühls. Zintler erzählt assoziativ von Vergänglichkeit, von Trauer, aber auch von Freiheit, vom Loslassen. Durch die abstrakte Zeichenweise kann der Zuschauer selbst zu Bildern und zu Interpretationen finden, kann Zeichen lesen oder sich einfach nur in die lautmalerisch dahingehauchten Textfragmente der Dichterin Hilde Domin fallen lassen, die zusammen mit dem subtilen Musikteppich eine sinnlich-spirituelle Atmosphäre schaffen. Spannende und inspirierende Animations- und Erzählkunst.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Urte Zintler
Drehbuch:Urte Zintler
Kamera:Urte Zintler
Schnitt:Urte Zintler
Musik:Karlheinz Essl
Länge:4 Minuten
Produktion: Federfisch Animation Urte Zintler
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

„Man muss weggehen können und doch sein wie ein Baum“ – zu Auszügen aus Gedichten Hilde Domins illustriert Urte Zintler in einer Ästhetik aus einfachen schwarzen Strichen Vergänglichkeit, Wandlung, Verlust. Klare Formen werden instabil, fallen in sich zusammen, werden ausradiert und verwandeln sich in Neues. An analoges Morphing erinnernd, wechseln flirrende Teile ihre Form – weggehen und doch verwurzelt sein, vergehen und doch bleiben: Der Kurzfilm LEERSTELLE nähert sich auf poetische und sehr offene Weise dem Komplex ständiger Veränderung. Wie hingehaucht wirkt der Film mit seiner brüchigen Erzählstimme, der sanften Soundebene und den dominanten Weißflächen, die eine stimmige Einheit bilden und Variationen bieten zum Thema Abschied. Sei es der Tod, wie einzelne Bildfolgen und sakrale Symbole suggerieren, oder das schlichte Verlassen eines bestimmten Orts: Es ist genau diese Leerstelle auf der narrativen Ebene, die jeder Betrachter mit eigenem Inhalt zu füllen vermag. Es gehört zu einer der eindringlichsten Stärken des Films, diese Offenheit zu bieten, ohne in seiner Bedeutung beliebig zu werden. Mögen einer fragilen Arbeit wie Urte Zintlers LEERSTELLE Orte und Formen der Präsentation zur Verfügung gestellt werden, die genügend Raum lassen für derlei individuelle Rezeptionsreflexionen.