König von Deutschland
FBW-Pressetext
Er hat einen Durchschnittsnamen, sieht durchschnittlich viel Fernsehen, hat einen durchschnittlichen Haarschnitt und seine Familie durchschnittlich gern. Kurzum: Thomas ist Durchschnitt. Für ihn ist das völlig okay, seiner Frau ist das zunehmend egal. Doch für die Marketingindustrie ist Thomas ein Glücksfall. Und so macht sich der aalglatte Werbeunternehmer Sven auf, um Thomas für sein Unternehmen zu gewinnen. Der ist begeistert über seinen neuen Job. Und ahnt nicht, dass er rund um die Uhr ausspioniert wird. Denn was Thomas sagt, macht, denkt und fühlt, soll bald zum Konsum-Standard in Deutschland werden. Als dieser herausfindet, was gespielt wird, gibt es nur einen Ausweg: Aufhören, normal zu sein. Leichter gesagt als getan. David Dietl ist mit seinem Abschlussfilm an der dffb in Berlin eine bissige Satire auf die Werbeindustrie und die Polit-PR gelungen. Ein großartiger Olli Dittrich gibt den naiven Helden Thomas, der ahnungslos in die Falle der Maschinerie stolpert und doch genügend Rückrat besitzt, um sich nicht als Spielzeug der Werbemacher benutzen zu lassen. Veronica Ferres als heuchlerisch brave Ehefrau Sabine und Wanja Mues als zynisch-kalter Werbemacher überzeugen gleichermaßen in ihren Rollen. Dietl legt den Finger auf die Befindlichkeiten einer Gesellschaft, die hin- und her schwankt zwischen normierter Gleichschaltung und dem heftigen Drang, immer besonders und außergewöhnlich zu sein, was inzwischen natürlich auch „ganz normal“ ist. Dialoge mit Biss, Schauspieler in Topform und eine beschwingte Inszenierung – deutsches Nachwuchskino, im wahrsten Sinne überdurchschnittlich gut.Filminfos
Gattung: | Komödie; Spielfilm |
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Regie: | David Dietl |
Darsteller: | Olli Dittrich; Veronica Ferres; Wanja Mues; Katrin Bauerfeind; Jonas Nay; Jella Haase; Stephan Grossmann; Mirco Reseg; Wolfram Koch; Hanns Zischler; Paula Hans; Peter Illmann; Katharina Schlothauer; Marie Anne Fliegel; Werner Schulze-Erdel |
Drehbuch: | David Dietl |
Kamera: | Felix Novo de Oliveira |
Schnitt: | Robert Rzesacz |
Musik: | Patrick Reising; Francesco Wilking |
Webseite: | koenig-derfilm.de; |
Länge: | 97 Minuten |
Kinostart: | 05.09.2013 |
VÖ-Datum: | 07.03.2014 |
Verleih: | Zorro |
Produktion: | Frisbeefilms GmbH & Co KG, ZDF; Kaissar Film; DFFB; ARTE G.E.I.E.; |
FSK: | 0 |
Förderer: | FFA; MBB; DFFF; MDM |
Jury-Begründung
KÖNIG VON DEUTSCHLAND behandelt als Satire genau die Themen, die immer und immer wieder aktuell sind, doch selten so politisch brisant waren. So konzentrierte sich z.B. Peter Weirs DIE TRUMAN SHOW auf das Sozialleben bzw. auf die Wirkung der Medien auf das Bewusstsein des Zuschauers. KÖNIG VON DEUTSCHLAND aber ergreift die Gelegenheit, aufs Ganze zu gehen: die gesamte Ausrichtung eines deutschen „Normalos“ soll durchleuchtet werden. Dazu konstruiert der Film eine Geschichte, die in ihrer Normalität beispielhaft ist. Und unterstellt eine Dauerversuchsanordnung des durchschnittlichen Deutschen, die absolut glaubwürdig erscheint.Weder das private noch das soziale oder politische Leben, und mag es auch noch so marginal in seiner Wirkung sein, bleiben unbeobachtet. Dazu wird eine Marketing-Agentur eingeführt, die sich Thomas Müller, so heißt hier der Durchschnittsdeutsche, als Versuchskaninchen hält. Müller, gespielt von Olli Dittrich, weiß davon natürlich gar nichts und wird erst sehr viel später von seinem medienkritischen Sohn darauf hingewiesen, dass er ein Opfer und kein Wortführer ist, wie er selbst gerne vermuten möchte. Denn schließlich hat er im Supermarkt genau das entdeckt, was er sich schon lange wünschte und vor kurzem auch auf seiner Geburtstagsfeier forderte: den Kronkorken mit Schraubdeckel-Verschluss, ein bis dahin unerfüllter Traum des deutschen Biertrinkers.
Das Verdienst des Filmes ist es, dass er seine Figuren ernst nimmt und sie nicht unerträglich überinszeniert. Sowohl Olli Dittrich als Thomas Müller, als auch seine Partnerin Sabine, gespielt von Veronika Ferres, wirken so glaubwürdig durchschnittlich, dass sich mancher Kinogänger hier wiedererkennen mag. Dass der Film in der persönlichen Wunscherfüllung und nicht im politischen Aufbegehren endet, wurde von der Jury teilweise mit Unverständnis zur Kenntnis genommen, findet jedoch in der Glaubwürdigkeit der Figur seine Ursache. Dass der Durchschnittsdeutsche nicht plötzlich über seinen Schatten springt oder sich zum großen Individualisten wandelt, erscheint nur folgerichtig.