Kinshasa Symphony
FBW-Pressetext
In Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo, leben die Menschen umringt von Armut und Verzweiflung. Doch inmitten dieser Trostlosigkeit hat sich eine musikalische Enklave gebildet: das Kinshasa Symphonieorchester, bestehend aus 200 Musikern, die allesamt Laien sind. Ihr Ziel: klassische Musik als Gegenpol zur Tristesse des Alltags. Nicht nur der Einsatz der jeweiligen Kompositionen (man hört die „Ode an die Freude“, als wäre es das erste Mal) ist überwältigend, auch die einzelnen Figuren, die als Beispiel für viele herausgepickt werden, geben dem Zuschauer einen einzigartigen und berührenden Einblick in ihren von existenziellen Konflikten geprägten Alltag. Der Regisseur schafft es, den Musikern nahe zu kommen, er verleiht ihnen eine Würde, die den ganzen Film trägt. Die unmenschlichen Bedingungen der Bewohner sind immer spürbar, werden aber nie auf dem Präsentierteller serviert. Ein mitreißender Film, der zeigt, wie kraftvoll, mächtig und heilend Musik sein kann.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Claus Wischmann; Martin Baer |
Drehbuch: | Claus Wischmann |
Kamera: | Martin Baer |
Schnitt: | Peter Klum |
Musik: | Jan Tilmann Schade |
Webseite: | kinshasa-symohony.com; |
Länge: | 95 Minuten |
Kinostart: | 23.09.2010 |
Verleih: | Salzgeber |
Produktion: | Sounding Images GmbH Berlin, WDR; RBB |
FSK: | 0 |
Förderer: | FFA; BKM; MBB; DFFF |
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Jury-Begründung
Was macht ein Symphonie-Orchester mitten in den Slums von Kinshasa? Wie kommt Beethovens „Ode an die Freude“ dort hin und wie kommt sie an?Selten schafft es eine Dokumentation, dem Zuschauer neben dem Hauptthema eine derart große Vielzahl an Sekundärinformationen zu liefern, wie es hier gelungen ist. Sehr konventionell werden die einzelnen Orchestermitglieder der Reihe nach vorgestellt, immer wieder unterbrochen durch den Ablauf der Proben über die Generalprobe bis hin zum Konzertauftritt. Mit großem Können werden die Schicksale der Portraitierten genutzt, die jüngste Geschichte Kinshasas mit zu erzählen, die Folgen der Globalisierung, das Schicksal alleinerziehender Mütter, die Folgen der blutigen Stammeskriege oder die Lage der medizinischen Versorgung. All das erfährt man en passant, muss sich die Zusammenhänge zum Teil erarbeiten und gerade diese Herausforderung an die Aufmerksamkeit der Zuschauer ist wohltuend, neigen doch immer mehr Dokumentationen dazu, den Zuschauer zu unterfordern, Gesehenes 1:1 zu kommentieren und die Bilder tot zu kommentieren.
Durch das Einbinden des Desasters der vorletzten Generalprobe steigt beim Zuschauer noch einmal die Neugierde, wie das Konzert letztlich beim Publikum ankommen wird, man fiebert fast auf einem Niveau mit den Musikern mit, ob diese für viele doch fremde europäische klassische Musik Orchester wie Zuhörer überfordert oder der Abend zu einem für alle einmaligen Erlebnis wird.
Und so hoch die Gefühle im Hall des tosenden Beifalls auch fliegen mögen, die Alltagsroutine, mit denen der anbrechende Morgen danach den Zuschauer aus Kinshasa entlässt, hat etwas Ernüchterndes aber auch Beruhigendes. Denn hier hat man einem wirklich großen Erlebnis aus dem wahren Leben beigewohnt und keinen inszenierten Emotionen westlicher Eventkultur.