Joe Polowsky- ein amerikanischer Träumer

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Nach sehr ausführlicher, teilweise kontroverser Diskussion hat sich die Mehrheit des Ausschusses bereit gefunden, dem Film, der an die Begegnung amerikanischer und sowjetischer Truppen 1945 an der Elbe anknüpft, ein Prädikat zu erteilen, Ein Kernpunkt der Diskussion war die Frage, wieweit bei einer Dokumentation die Identifizierung des Filmemachers mit dem Gegenstand förderlich oder hinderlich ist. Im Zusammenhang damit wurde engewandt, daß hier ein Sachverhalt aus einer sich identifizierenden, politischen Perspektive heraus behandelt wird, bei dem eine historische Perspektive angemessener gewesen wäre. Dagegen wurde die Auffassung geltend gemacht, daß gerade die engagierte Darstellung des Themas dem Film seine Glaubwürdigkeit sichert.

Der Film, der teilweise auch auf Archivmaterial zurückgreift, konkretisiert die allgemeine, von keiner Seite in zweifel gezogene Idee des Friedens und der Völkerverständigung in der Person des amerikanischen Kleinbürgers Polowsky und neun seiner Kriegskameraden. Dabei geht er so vor, daß er überwiegend in Statement-Form die Vorstellungen Joe Polowskys aus der Erinnerung heraus vortragen läßt. Den einzelnen Personen wird Zeit zum Ausreden gegeben, auch wenn sie dabei manchmal vom Thema abweichen, was indes die menschliche Haltung und Glaubwürdigkeit der einzelnen Interview-Partner unterstreicht. Bei der Auswahl der Gesprächspartner ergibt sich ein Übergewicht der amerikanischen Seite, was aber offensichtlich durch die unterschiedlichen Produktionsbedingungen in den USA und in der Sowjetunion bedingt ist.