Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Der Regisseur hat sich einer enormen Herausforderung gestellt. Durch die Vorgaben des Plots, durch eine komplizierte Gemengelage der Konflikte, durch die Absicht zu zeigen, was Liebe im „stählernen Gehäuse“ der gesellschaftlichen Strukturen bewirken kann, stellt sich quasi eine unlösbare Aufgabe. Dabei gibt es gewisse Entsprechungen zu der Lage, in der sich die Protagonistin des Films, die schwangere Studentin Eva, befindet. In auswegloser Situation kämpft sie für ihre Träume. Trotz der noch nicht ausgestandenen Entzugsphase, trotz des missglückten Überfalls und der Schuld, die auf ihr lastet, versucht Eva, ihren Freund Jo aus der Haft zu befreien, den Verfolgern zu entkommen und in Neuseeland ein neues Leben zu beginnen. Zugleich bemüht sie sich um eine Verständigung mit ihrem Vater und dem Ex-Freund, für den die durch sie unerwiderte Liebe „die Hölle“ ist. Außerdem entwickelt sich die Beziehung zu einem Ersatz-Vater, zu dem Altphilologen Paul. Anna Maria Mühe und Axel Prahl spielen diese Rollen herausragend. Max von Thun überzeugt als Tom. Mit Musik-Telepathie wird zudem eine transzendente Dimension eröffnet. Stimmungsvolle Bilder beeindrucken die Zuschauer. Es gibt viele Stärken in diesem Film. Doch kann das sehr komplizierte Beziehungs- und Problemgeflecht mit den filmischen Mitteln nicht formvollendet bewältigt werden. In der Diskussion wurde die Auffassung vertreten, dass die Dramaturgie an einzelnen Stellen „holpert“. So die Auffassung einer qualifizierten Minderheit der FBW-Jury. Es gab jedoch andererseits auch viel Lob. Die Figuren wurden als interessant und sympathisch empfunden. Es handelt sich um einen interessanten, mutigen und wertvollen Film, der am Ende spannend bleibt und auch nachwirken kann.