In der Welt habt ihr Angst

Kinostart: 03.03.11
2010
Filmplakat: In der Welt habt ihr Angst

FBW-Pressetext

Im beschaulichen Bamberg misslingt dem Junkie-Pärchen Eva und Jo ein Raubüberfall, bei dem der Ladenbesitzer ums Leben und Jo in den Knast kommt. Schwanger, auf Entzug und zu allem entschlossen, um mit ihrer großen Liebe doch noch nach Neuseeland zu flüchten, entwickelt sich Eva zur tickenden Zeitbombe und Bedrohung für das geregelte Leben ihres Vaters, ihres Ex-Freundes und für die Geiseln, die sie gefangen hält. Regisseur und Autor Hans W. Geißendörfer wagt eine mutige Melange aus Tragödie, Liebesfilm und Drogengeschichte, die den Zuschauer zu fesseln vermag, ihm aber mit überraschenden Wendungen und existentiellen Thematiken auch viel abverlangt. Dabei gelingt es ihm die Atmosphäre aus dichter Religiösität und stoischem Weltbild mit der beklemmenden Verlorenheit und den obsessiven Sehnsüchten der jungen Drogenabhängigen so heftig kollidieren zu lassen, dass mehrmals die Funken sprühen. Mal authentisch, mal romantisch, dann wieder knallhart und bis an die Schmerzgrenzen konsequent - eine ungewöhnliche Herausforderung.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Hans W. Geissendörfer
Darsteller:Hanns Zischler; Axel Prahl; Anna Maria Mühe; Johannes Allmayer; Kirsten Block; Max von Thun
Drehbuch:Hans W. Geissendörfer
Kamera:Alexander Fischerkoesen
Schnitt:Oliver Grothoff
Musik:Patty Moon
Webseite:geissendoerfer-film.de;
Länge:110 Minuten
Kinostart:03.03.2011
Verleih:Movienet
Produktion: Geißendörfer Film- & Fernsehproduktion KG
FSK:12
Förderer:DFFF

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Regisseur hat sich einer enormen Herausforderung gestellt. Durch die Vorgaben des Plots, durch eine komplizierte Gemengelage der Konflikte, durch die Absicht zu zeigen, was Liebe im „stählernen Gehäuse“ der gesellschaftlichen Strukturen bewirken kann, stellt sich quasi eine unlösbare Aufgabe. Dabei gibt es gewisse Entsprechungen zu der Lage, in der sich die Protagonistin des Films, die schwangere Studentin Eva, befindet. In auswegloser Situation kämpft sie für ihre Träume. Trotz der noch nicht ausgestandenen Entzugsphase, trotz des missglückten Überfalls und der Schuld, die auf ihr lastet, versucht Eva, ihren Freund Jo aus der Haft zu befreien, den Verfolgern zu entkommen und in Neuseeland ein neues Leben zu beginnen. Zugleich bemüht sie sich um eine Verständigung mit ihrem Vater und dem Ex-Freund, für den die durch sie unerwiderte Liebe „die Hölle“ ist. Außerdem entwickelt sich die Beziehung zu einem Ersatz-Vater, zu dem Altphilologen Paul. Anna Maria Mühe und Axel Prahl spielen diese Rollen herausragend. Max von Thun überzeugt als Tom. Mit Musik-Telepathie wird zudem eine transzendente Dimension eröffnet. Stimmungsvolle Bilder beeindrucken die Zuschauer. Es gibt viele Stärken in diesem Film. Doch kann das sehr komplizierte Beziehungs- und Problemgeflecht mit den filmischen Mitteln nicht formvollendet bewältigt werden. In der Diskussion wurde die Auffassung vertreten, dass die Dramaturgie an einzelnen Stellen „holpert“. So die Auffassung einer qualifizierten Minderheit der FBW-Jury. Es gab jedoch andererseits auch viel Lob. Die Figuren wurden als interessant und sympathisch empfunden. Es handelt sich um einen interessanten, mutigen und wertvollen Film, der am Ende spannend bleibt und auch nachwirken kann.