Im Anhang: Lebenslauf

Filmplakat: Im Anhang: Lebenslauf

FBW-Pressetext

In ihrem dynamischen mittellangen Film erzählt die junge deutsche Regisseurin Andrea Schorr von zwei Endzwanzigern am Wendepunkt: Micha begleitet Greta spontan in seinem neuen Bus zu ihrem Praktikumsantritt nach Herrmannstadt, Rumänien. Auf äußerst unterhaltsame Weise lernen wir die beiden so unterschiedlichen Charaktere kennen, die ihre Lebensplanung zunehmend überdenken. Sehr natürlich vermitteln die sympathischen Darsteller treffend die Zerrissenheit und Konflikte der „Generation Praktikum“. „On the Road“ entsteht so eine lebhafte Reisegeschichte voller Begegnungen, schöner Konstellationen und Bildern und aktueller Reflektionen über Chancen, Träume und die Sehnsucht nach Sicherheit und Orientierung. Im Anhang: Lebenslauf ist ein Roadmovie voll vitaler Lebenslust.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Roadmovie; Kurzfilm
Regie:Andrea Schorr
Darsteller:Katharina Leipfinger; Thomas Pasieka; Sarah Kempin; Richard Oehmann
Drehbuch:Reinhard Pelger; Andrea Schorr
Länge:58 Minuten
Produktion: Andrea Schorr, Andrea
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein gelungener Film über die Generation Praktikum. Die lebenslustige Greta (Katharina Leipfinger) lernt bei ihrer Abschiedsparty Micha (Thomas Pasieka) kennen, bevor sie zu einem halbjährigen Praktikum nach Rumänien aufbrechen will. Als sie am nächsten Tag ihren Flug verpasst, bietet Micha ihr spontan an, sie mit seinem neu erworbenen Bus persönlich nach Rumänien zu bringen. Nach anfänglichem Zögern geht sie darauf ein. Es beginnt eine aufschlussreiche Expedition durch halb Europa, bei der sie sich gegenseitig aber auch selbst kennen lernen. Denn ihre Lebensentwürfe sind konträr. Greta hangelt sich als Kulturwissenschaftlerin von einem Projekt zum nächsten als Praktikantin, Volontärin oder freie Mitarbeiterin – Hauptsache sie kann für den Lebenslauf wichtige Institutionen und für ihre Zukunft nützliche Kontakte sammeln. Micha arbeitet fest als Designer und wollte eigentlich mit seiner Freundin eine Familie gründen, als sie ihn verlassen hat. In Rumänien angekommen erweist sich das Praktikum als perspektivlos und so war auch dieser Aufenthalt nur eine weitere Station der Reise.

Das Roadmovie überzeugt durch seine Frische und seinen Witz. Es ist eine Ethnologie des Alltags, die von den Protagonisten selbst immer wieder ironisch als wissenschaftlicher Lehrfilm ausgegeben wird. Die beiden driften durch Europa auf der Suche nach neuen Perspektiven für ihr Leben. Neben der sich langsam entwickelnden Beziehung – die immer wieder in Frage gestellt wird – werden auch die verschiedenen Kulturen beleuchtet. Selbst in Deutschland gelingt es der Regisseurin Andrea Schorr Impressionen vom ländlichen Leben mit Kohlfeldern und Heuernte zu zeigen, die später in Rumänien motivisch aufgegriffen werden. Folklore findet in dem Novellenfilm eher am Rande statt und der kleinen DV-Kamera gelingt es, echte Menschen an Originalschauplätzen aufzunehmen.

Darüber hinaus überzeugen auch die originellen Bildeinfälle. Zum Beispiel als Micha das Scheitern seiner bisherigen Pläne gesteht, geschieht dies bei alten Segelbooten, die mitten in der Landschaft gestrandet zu sein scheinen. Auch der Kurzbesuch bei der Biennale in Venedig ist aufschlussreich. In keinem Moment spürt man den Aufwand, der für die Dreharbeiten auch eines solchen Low-Budget-Films notwendig ist.

Die eigens komponierte Musik unterstützt das leichte, schwebende Gefühl dieses Films. In bestimmten Momenten fließen medienreflexive Momente ein, wie das Duell zwischen Gretas Super-8-Kamera und Michas Handyfilm oder zwischen Digital- und Polaroidfotos. Sehr originell werden Vorurteile gegen die Einheimischen gebrochen.

Manchmal hätte man sich vielleicht etwas mehr Subtilität der direkten Sprache gewünscht, die jedoch andererseits die Frische und Energie dieses viel versprechenden Nachwuchsfilms ausmacht.