Hochbrücke Brunsbüttel

Filmplakat: Hochbrücke Brunsbüttel

FBW-Pressetext

Die Hochbrücke Brunsbüttel ist mit 2831 Metern eine der längsten Brücken Deutschlands. Sie führt über den Nord-Ostseekanal, ist vierspurig befahrbar und damit einer der wichtigen Verkehrsknotenpunkte der Region. Der Filmemacher Karsten Wiesel porträtiert diese Hochbrücke. Doch er beschränkt sich nicht auf Außenaufnahmen. Er führt den Betrachter hinein in das Herz der Brücke, begleitet Bauingenieure bei der Stabilitätskontrolle, fährt den Weg eines Kraftfahrzeugs über der Brücke nach, wählt den Blick unter der Brücke und den vom Ufer des Kanals aus und beobachtet, wie Autos auf und Schiffe unter ihr hindurchfahren. Dazu mischen sich Geräusche. Geräusche, die die Brücke macht, Geräusche, die um die Brücke herum gemacht werden. Aus dieser Melange von Bild und Ton entsteht so in nur 12 Minuten ein unglaublich dichtes, atmosphärisch stimmiges Porträt des Bauwerks, das trotz seiner sehr sachlichen und praktischen Konstruktionsweise eine fast majestätische und auch sogartige Wirkung auf den Betrachter ausübt. Auf eine solch künstlerische und auch packende Weise ist eine Brücke noch nie inszeniert worden. Ein audiovisuelles Kunstwerk.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Karsten Wiesel
Kamera:Sin Huh
Schnitt:Karsten Wiesel
Musik:Clemens Endreß; Gregory Büttner
Webseite:hochbrueckebrunsbuettel.de;
Länge:12 Minuten
Produktion: Karsten Wiesel
Förderer:FFHSH

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Seitdem es Film gibt, gehört Architektur zu den großen Herausforderungen eines Filmemachers. Die statischen Objekte widersetzen sich der Dynamik des MediumsFilm. Einen Film über etwas derart spektakulär Unspektakuläres wie die Hochbrücke Brunsbüttel zu machen, erfordert daher sehr viel Mut und vor allem filmische Kompetenz.

Beides hat Karsten Wiesel in seiner gleichnamigen Dokumentation gezeigt. Mit seiner meditativ wirkenden Zuwendung hat er der HOCHBRÜCKE BRUNSBÜTTEL ein filmisches Denkmal gesetzt. Offenbar hat er Statiker bei der Inspektion dieses Brückengiganten begleitet und Bilder und Töne einfangen können, mit denen er so etwas wie den Inbegriff dieser Brücke abgebildet hat.

Kein Zweifel: HOCHBRÜCKE BRUNSBÜTTEL ist ein Kamerafilm. In langsamen Kamerafahrten und ruhigen Standbildern erschließt Wiesel das Bauwerk. Stück für Stück, Ausschnitt für Ausschnitt nähert er sich ihm an und legt Fassade genau wie Innenleben für seine Zuschauer frei. In der der Sichtung angeschlossenen Diskussion zeigte sich die Jury von der Bildgestaltung genauso begeistert wie vom Schnitt.

Die Art, wie HOCHBRÜCKE BRUNSBÜTTEL ein an sich eher langweiliges Bauwerk dramatisiert, ist ganz großes Kino – und genau dort, da ist sich die Jury sicher, sollte HOCHBRÜCKE BRUNSBÜTTEL gezeigt werden. Mit kleinsten Bewegungen sorgt Wiesel für Dynamik. Seine Kamera setzt auf Blickwinkel, Perspektiven und Details, kontrastiert Brückenteile mit Wolken, Wasser und Fahrzeugen, konfrontiert die Statik des Bauwerks mit Bewegungen und vermag darüber etwas so statisches wie die Monumentalbrücke ganz filigran zu beschreiben.

Wiesels Film erscheint der Jury wie eine Entdeckungsreise in die Brückenarchitektur. Mit dazu hat sicherlich auch dessen ausgeklügelte Tongestaltung beigetragen. Manchmal synchron, manchmal zeitversetzt mit der bildlichen Ebene, lässt das Sounddesign HOCHBRÜCKE BRUNSBÜTTEL zu einem gelungenen Filmexperiment werden, das durchaus richtungsweisend für Architekturfilme sein kann.

Auch wenn der Film keines umfangreichen Equipments bedurfte, er brauchte, da ist sich die Jury sicher, viel Verstand und Vorarbeit und vor allem auch Zeit für die bildlich relevanten rechten Augenblicke. HOCHBRÜCKE BRUNSBÜTTEL erschien der Jury wie die kontemplative Annäherung an einen Betonkoloss, von der sie sich einhellig begeistert zeigte. Eine mutig inszenierte Geschichte vor der Haustür, über etwas, was einfach “da“ ist und eindeutig ein Film, der das Prädikat „besonders wertvoll“ verdient hat.