Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Aktive Hochleistungssportler werden meist nicht alt. Aber ist Sport nicht auch noch etwas anderes? Geht es nicht auch für den einzelnen Menschen darum, am eigenen Körper zu arbeiten, seine Grenzen zu erfahren und durch Training zu überwinden? Den eigenen Ehrgeiz und Spieltrieb zu befriedigen und die Gemeinschaft mit Sportskollegen zu genießen - selbst wenn sie die schärfsten Konkurrenten sind? All das hört ja mit dem Älterwerden nicht auf, und so gibt es viele Menschen, die bis ins hohe Alter hinein Sport treiben. Tatsächlich findet alle zwei Jahre eine von den World Masters Athletics veranstaltete Weltmeisterschaft der Senioren statt, bei der bis zu 7000 Teilnehmer antreten - und dies von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Jan Tenhaven las in der Rubrik „Vermischtes“ in einer Zeitung eine kleine Meldung über dieses vermeintliche Kuriosum, und als Dokumentarfilmer witterte er eine gute - und eben noch nicht erzählte - Geschichte. Nach vielen Recherchen fand er fünf Sportler zwischen 82 und 100 Jahren. Diese begleitete er mit der Kamera bei ihren Vorbereitungen auf die Leichtathletik-WM. Bei einer solchen Art von Dokumentarfilm ist es wichtig, dass die Protagonisten Vertrauen zu den Filmemachern fassen, denn alles hängt davon ab, wie nah sie die Kamera an sich heranlassen. Dieses Talent hat Tenhaven - und er ist so klug, mit einem guten Rhythmusgefühl jene Szenen, in denen die Sportler von ihrem Leben erzählen, mit Situationen vom Training und später dann vom Wettkampf zu mischen. So lernen wir etwa den 82jährigen Hochspringer Jiri aus Tschechien kennen, dessen größte sportliche Leistungen vielleicht doch die hochkomischen Streitgespräche mit der Ehefrau auf der heimischen Couch sind. Die Duisburgerin Ilse Pleuger will unbedingt den Weltrekord im Kugelstoßen der über 85jährigen verbessern, und beim letzten Wurf geht es dann tatsächlich um einen Zentimeter. Bei den Bildern von ihren entscheidenden Wettkämpfen gönnt Tenhaven den fünf Sportlern dann zum Schluss noch die im Stil eines konventionellen Sportfilms geschnittenen extremen Zeitlupenaufnahmen von ihren sich in äußerster Anstrengung verformenden Körpern, dem scheinbar ewig fliegendem Diskus, der sich zum Zielband streckenden Brust des Läufers usw. Der ironische Stilbruch macht hier noch deutlicher, dass dies ein ganz anderer Sportfilm ist.