Filminfos
Gattung: | Thriller; Horror |
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Regie: | Ridley Scott |
Darsteller: | Anthony Hopkins; Gary Oldman; Julianne Moore |
Drehbuch: | Steven Zaillian; David Mamet |
Länge: | 133 Minuten |
Kinostart: | 15.02.2001 |
Verleih: | Tobis |
Produktion: | Universal Pictures, Inc. |
FSK: | 18 |
Jury-Begründung
Die üblichen Schemata gegen das Böse greifen hier nicht. Die Hauptfigur ist ein Kannibale, kultiviert, charmant, aber auch weniger dämonisch und anziehend als bei seinem Auftritt in "Das Schweigen der Lämmer" vor zehn Jahren. Waren Bildsymbolik und Erzählstränge damals vielschichtig, mehrdeutig und die Lesart des Films ambivalent, geht es nun in der Fortsetzung "eindeutiger" zur Sache.Handwerklich ist "Hannibal" perfekt, stellenweise sogar formal richtig interessant. Kamera, Licht, Schnitt und Musik sind furios. Aber die Figuren zeigen wenig Entwicklung, es wird mehr behauptet als gezeigt - seien es die etwas zu gut gelaunten Rachegelüste des verstümmelten Millionärs oder die bürokratisch blassen Gegner der FBI-Agentin Clarice Sterling. Immerhin ist es ihr Vorgesetzter, der da am Filmende ohne Schädeldecke als sein eigener Hauptgang am Tisch sitzt. In der literarischen Vorlage ist die von Hannibal Lecter begehrte FBI-Agentin damit einverstanden, im Film greift die Dramaturgie zu einer gnädigen Halbbetäubung der Hauptdarstellerin. Das aber läßt im letzten, im zugespitzten Moment, die ganze Filmidee ins Leere laufen: die Verschmelzung von Gut und Böse. Darum drückt sich der Film, das macht ihn eigentümlich zentrumslos. Merkwürdig blaß und kraftlos bleibt das Böse, das doch im "Schweigen der Lämmer" so faszinierte. Anthony Hopkins vermag seine Figur nicht richtig wieder zu beleben, auch der Film findet ausgerechnet dafür wenig visuelle Kraft. Daß die bösen Wildschweine, die extra für seinen gräßlichen Tod über das Meer geschafft wurden, vor dem barfüssigen Hannibal zurückweichen, bleibt ein blasses Bild. Beim Blickkontakt zwischen dem Millionär und Hannibal blitzt es nicht. Im Vergleich dazu wirkt Giancarlo Giannini als florentinischer Inspektor Pazzi geradezu barockhaft vielschichtig. Er ist eine wirkliche Figur. Aber die Filmidee vom Monster, das menschlich wirkt, weil seine Feinde so monströs sind, bleibt eher Behauptung denn ein ambivalenter Schrecken.