Seit über dreißig Jahren wird im Abbaugebiet Garzweiler II Braunkohle abgetragen. Dieser Nutzung fielen bereits zahlreiche Ortschaften zum Opfer. Ein Dorf – Borschemich – hält sich noch tapfer, doch von den ehemals 760 Einwohnern sind nur 50 geblieben. Darunter auch die Brüder Helmut und Joachim Meier, die ihre Gärtnerei und das Dorf nicht verlassen wollen. Doch 2015 wird auch Borschemich vom Abbau erreicht worden sein. Der Kurzdokumentarfilm begleitet die Brüder Meier bei ihrer Arbeit und bei ihren Wegen durch das verlassene Dorf. Gespenstisch und ausgestorben wirkt die Szenerie, verlassene Häuser, leere Gassen, keine Menschenseele, denen die Meiers begegnen. Doch sie haben sich eine versteckte Idylle geschaffen. Zuhause bauen sie schon seit ihrer Kindheit eine idealisierte, harmonische Modellbahnwelt. Ein heimeliger Ort, umgeben von Trostlosigkeit – der Film schafft es, in ruhigen und atmosphärisch stimmigen Bildern von diesem Gegensatz zu erzählen und zwei Menschen zu porträtieren, die ganz unaufgeregt ihr Schicksal hinnehmen. Regisseur Sebastian Lemke benötigt nicht viele Einstellungen, um das Bizarre im Ablauf der Dinge klarzumachen, um zu zeigen, was auf der Strecke bleibt, wenn das große Energiegeschäft „brummt“. Ein kluger Film mit großartigen Protagonisten, die bald ihr Dorf aufgeben müssen - aber sich ein Stück Heimat erhalten.
Auch in acht Minuten kann man eine Ausnahmesituation komplex und atmosphärisch reich darstellen. Dies gelingt Sebastian Lemke in seinem Film über die Ortschaft Borschemich, die im Kohleabbaugebiet Garzweiler II bald abgerissen werden wird. Konsequent beschränkt sich Lemke auf seine beiden Protagonisten Helmut und Joachim Meier sowie deren Lebensraum. Er zeigt, wie die beiden unverzagt weiter ihre Gärtnerei betreiben, wie sie durch das inzwischen fast völlig verlassene Örtchen ziehen und den langsamen Verfall bezeugen. Dies ist auch deshalb so eindrucksvoll, weil der Protagonist selber als Erzähler seine Situation beschreibt, wobei auch durch den Tonfall und die Wortwahl viel von seiner Sicht auf die Dinge vermittelt wird. Lemke und seinem Kameramann Benjamin Leers sind Bilder gelungen, die von elegischer Endzeitstimmung durchtränkt sind. Die Straßen sind leer, die Fenster und Türen vernagelt, der Ort schon so gut wie untergegangen. Als Kontrast dazu wird die heile Welt der riesigen Modelleisenbahn der Brüder gezeigt, die auf einer anderen Ebene ebenso apokalyptisch wirkt. Mit solchen Bildfindungen beweist Sebastian Lemke, dass er ein gutes Gefühl dafür hat, wie Orte auf der Leinwand Stimmungen vermitteln können. GOOD SOIL ist ein traurig schöner Abgesang, der auf allen filmischen Ebenen überzeugt. Deshalb bekommt er das Prädikat „besonders wertvoll“.