FETT
FBW-Pressetext
Eine Welt, in der das Fett uns regiert. An einer Tankstelle werden die Autos mit Fett betankt. Eine Quelle ist schnell gefunden, der Fahrer selbst liefert den wichtigen Treibstoff. Wer dazu noch Fett herstellen möchte, kann sich einfach in den Chips-Stationen auftanken – und im Anschluss daran an zentralen Stationen wieder „gemolken“ werden. In ihrem achtminütigen Animationsfilm arbeiten die Filmemacher Kyne Uhlig und Nikolaus Hillebrand mit einem Setting, das auf der einen Seite futuristisch und auf der anderen Seite so nah an unserer eigenen Realität wirkt. Überall finden sich großartige überbordende Ideen und Denkanstöße, die Freude an Farben und den Spaß an der Konstruktion sieht man in jedem Bild. Wer möchte, kann hier unzählige Anspielungen finden, dazu auch Gesellschaftskritik. Wer nicht, der wird durch die fantasievolle Umsetzung der Ideen schlicht großartig unterhalten. Eine exzellente Kurzanimation.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Kyne Uhlig; Nikolaus Hillebrand |
Drehbuch: | Nikolaus Hillebrand; Kyne Uhlig |
Kamera: | Kyne Uhlig; Nikolaus Hillebrand |
Schnitt: | Kyne Uhlig; Nikolaus Hillebrand |
Musik: | J. Kirgegaard; K. Fogh Vindelev |
Länge: | 8 Minuten |
Produktion: | Uhlig und Hillebrand GbR |
Förderer: | BKM; Film- und Medienstiftung NRW |
Jury-Begründung
Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.Es ist eine fremde und seltsame Welt, in die uns Kyne Uhlig und Nikolaus Hillenbrand in ihrem animierten Kurzfilm FETT entführen - und doch ist sie merkwürdig vertraut. Das liegt an verschiedenen Punkten: Zum einen haben sie einen Mikrokosmos aus Gegenständen gebaut, die wir aus dem Alltagsleben kennen und die sie umfunktioniert haben zu Bausteinen ihrer Dystopie: PET-Flaschen und Kronkorken - Dinge also, die man sonst normalerweise direkt im Müll entsorgt - bilden die Basis für die Fahrzeuge, die wir hier sehen. Hinzu kommen andere Elemente - samt und sonders in der echten Welt Müll, die hier recycelt war. Und genau das passt bestens zu der Botschaft des Films, der Konsumkritik auf einer Metaebene und mit einem kleinen Augenzwinkern leistet.
Und hierin findet sich der zweite Grund, warum FETT auf beunruhigende Weise so bekannt wirkt: Die Figuren erinnern in ihrem hemmungslosen Konsum von Fett als Schmiermittel und Lebensessenz ein wenig auch an uns selbst, an den Kreislauf aus Einverleibung, Verdauung, Ausscheiden, Recycling und erneuter Aufnahme - das ewige Hamsterrad des Lebens, in dem sich die Menschheit bewegt, ist hier in rund 12 Minuten wunderbar treffend und sarkastisch auf den Punkt gebracht und auf die Spitze getrieben.
Es sind viele kleine Geschichten, die sich quasi fast von selbst weitererzählen, menschliche Dramen en miniature, die conditio humanae des alltäglichen Daseins, dargestellt in detailreichen und verspielten Stop-Trick-Animationen, deren Mühen man nur erahnen kann. Schön ist dabei, wie sich selbst der Titel zu Beginn des Films in das Gesamtkonzept eingliedert: „FETT“ wurde aus Fett geformt und schmilzt ebenso dahin wie die unförmigen Körper, wenn ihnen in den Verwertungsanlagen dieser zukünftigen Welt die körperliche Substanz abgesaugt wird. Was auf den ersten Blick wie ein Traum aller Diätfanatiker ist, erweist sich letzten Endes als unentrinnbarer Kreislauf des Werdens und Vergehens - so bizarr wie schrecklich, so banal wie heiter.