Eye for an Eye
FBW-Pressetext
Frederick Baer sitzt seit über einem Jahrzehnt im Indiana State Prison und wartet auf die Vollstreckung des über ihn verhängten Urteils der Todesstrafe. In vier Minuten lässt der Film von Louise Peter, Steve Bache und Mahyar Goudarzi auf der Tonebene Baer selbst eine Art Lebensbeichte ablegen. Das Interview, in dem der Mann von seinem „Werdegang“ als Krimineller, Vergewaltiger und Mörder berichtet, stammt aus einer Dokumentation. Doch die Regisseure geben dem Film durch ihre groben Schraffierungen und den symbolischen Bildern eine zweite, ganz eigene Ebene, die den Zuschauer quasi in den Kopf von Frederick Baer versetzt. Fast assoziativ scheinen die Bilder ineinander zu verschmelzen, wie ein Windhauch, der durch Erinnerungsfetzen weht. Auch vor drastischen Eindrücken des Tatorts machen die Filmemacher nicht halt, der Verfremdungseffekt durch die Zeichnung wirkt dabei mildernd, aber nicht beschönigend. Dass Frederick Baer am Schluss freimütig bekennt, er erkenne seine Schuld und die Härte des Urteils an, erweckt zusätzlich eine Nähe zum Protagonisten, den der Film in keiner Sekunde verurteilt. EYE FOR AN EYE ist ein eindrucksvoller Film, dessen sensible Zartheit in der Machart nicht über die Härte der realen Umstände hinwegtäuscht. Ein wichtiges Zeitdokument, nicht wertend und doch stark in seiner Aussage.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Steve Bache; Mahyar Goudarzi; Louise Peter |
Drehbuch: | Steve Bache; Mahyar Goudarzi; Louise Peter |
Länge: | 4 Minuten |
Produktion: | Mahyar Goudarzi, Markus Kaatsch (Associate Producer) |
Förderer: | Filmakademie Baden-Württemberg |
Jury-Begründung
Ein erschreckendes Tondokument bildet die Grundlage des Films: Die Lebensbeichte des seit über einem Jahrzehnt im Indiana State Prison auf die Vollstreckung der Todesstrafe wartenden Frederick Baer. Der Film selbst dauert nur vier kurze Minuten lang und eröffnet doch eine ganze Menge.Mit dem herausragenden künstlerischen Griff, die für den Zuhörer drastisch unter die Haut gehende Erzählung kongruent mit animierten Zeichnungsfetzen zu begleiten, verstärkt sich der Gesamteindruck noch zusätzlich visuell und fordert den Zuschauer damit stark. Zurück bleibt die beeindruckende und kluge Auseinandersetzung mit Tat und Täter, mit Schuld und Sühne, mit Strafe im Sinne von „Auge um Auge“ und vor allem mit dem Ungeheuer Todesstrafe…