Eingeimpft
FBW-Pressetext
Spannender und sympathischer Dokumentarfilm von David Sieveking über die Möglichkeit, den Zwang und die Verantwortung zum Impfen von Kindern, der durch seinen persönlichen Zugang überzeugt.Als David Sievekings Tochter gesund zur Welt kommt, sind seine Frau und er überglücklich. Doch schon bald wird das Glück getrübt. Denn bereits mit zwei Monaten soll die Kleine mehrere Impfungen über sich ergehen lassen. David ist dafür, seine Frau dagegen. Für den Filmemacher nicht nur ein sehr persönlicher Konflikt, den es genau zu überdenken gilt, sondern auch eine Möglichkeit, das Thema für ein interessiertes Publikum aufzubereiten. Denn aktuelle Diskussionen machen deutlich: Dieser Konflikt ist ganz nah am Puls der Zeit. David Sievekings Film beschäftigt sich dabei auf ganz eigene Art mit dem Thema Impfen. Der Filmemacher lässt uns teilhaben an seinem Leben, seinen Sorgen und Ängsten, aber auch an vielen glücklichen Momenten. Wir erleben die Geburt der Kinder und wie nervenaufreibend und kraftzehrend die ersten Jahre für junge Eltern sind. Auch die Nöte des Künstlerehepaars, den Lebensunterhalt zu bestreiten, die Suche nach einem passenden Zuhause und die innerfamiliären Auseinandersetzungen erlebt man hautnah mit. Ein persönlicher Ansatz, der Sievekings Filme immer auszeichnet. Ganz nebenbei erhält der Zuschauer eine Menge Informationen über das Thema Impfen. Sieveking scheut vor den privatesten Momenten auch visuell nicht zurück und stellt die Ängste seiner Frau, die vehement gegen das Impfen der Kinder ist – aus Angst damit mehr Schaden anzurichten als Gutes zu bewirken, sowie auch seinen eigenen gedanklichen Zwiespalt klar. Denn er stellt auch die Überlegung in den Raum, ob junge Eltern sich heute nur deshalb die Frage nach dem Impfzwang stellen können, weil seit vielen Jahren die Kinder konsequent geimpft wurden und somit schreckliche Krankheiten inzwischen schon beinahe ausgerottet wurden. Ist letztlich der Nutzen größer als das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen? Wer steckt hinter der ständigen Impfkommission STIKO – sind es Pharmafirmen, die nur am Profit interessiert sind? Die vielen interessanten Fragen und Aspekte führen Sieveking bis nach Dänemark und Afrika. Eine Ausweitung der Perspektive, die den Film über ein sehr aktuelles und wichtiges Thema auf überzeugende Weise abrundet.
Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | David Sieveking |
Drehbuch: | David Sieveking |
Kamera: | Adrian Stähli; Kaspar Köpke |
Schnitt: | Mirja Gerle; Catrin Vogt |
Musik: | Jessica de Rooij |
Länge: | 96 Minuten |
Kinostart: | 13.09.2018 |
VÖ-Datum: | 22.03.2019 |
Verleih: | Farbfilm Verleih |
Produktion: | Flare Film GmbH, Lichtblick Film- und Fernsehproduktion; BR; RBB; |
FSK: | 0 |
Förderer: | MBB; DFFF; Film- und Medienstiftung NRW; HessenFilm und Medien |
Jury-Begründung
Der Filmemacher David Sieveking setzt sich in seinem dritten Dokumentarfilm auf sehr persönliche Art mit dem Für und Wider des Impfens auseinander. Er und und seine Frau Jessica sind gerade glückliche Eltern einer gesunden Tochter geworden. Als nach wenigen Wochen die von den Ärzten dringend empfohlenen Impfungen anstehen, beginnt ein heftiger Streit zwischen den Eltern: Jessica, die selbst negative Impferfahrungen hat, ist strikt dagegen, während sie für David selbstverständlich als Schutz gegen drohende Krankheiten sind.David beginnt eine gründliche Recherche, die ihn von der STIKO (Ständige Impfkommission) über die WHO (Weltgesundheitsorganisation) in Genf bis nach Guinea-Bissau und Kopenhagen führt. Im Laufe seiner investigativen Suche erfährt er von renommierten Experten, dass es nicht nur um das Ja oder Nein zum Impfen geht, sondern auch um den richtigen Zeitpunkt, die Anzahl und die Substanzen. Die Erkenntnisse, die er dabei gewinnt, werden anschaulich animiert und gut erklärt.
Dem Filmemacher gelingt es, das schwierige und kontroverse Thema unterhaltsam und leicht zu erzählen indem er die Zuschauer an seinen eigenen Erfahrungen teilnehmen lässt. So wird er auf einem Spielplatz von einer Mutter heftig verbal angegriffen, weil seine Tochter nicht gegen Masern geimpft ist, während gerade eine Masernepidemie grassiert.
Der ganz persönliche, mühevolle Weg, auf dem David Sieveking nach einer plausiblen Lösung sucht, ist für den Film ein großer Mehrwert. Er versucht an keiner Stelle eine Haltung als die allein richtige darzustellen, gibt aber genügend Material an die Hand, damit sich jede/r eine eigene Meinung bilden kann. Das lange, intensive Ringen um eine von beiden Eltern getragene Lösung wird auch daran deutlich, dass während der Produktion von EINGEIMPFT ein zweites Kind geboren wird und die Familie von Berlin-Kreuzberg in ein Haus ins Grüne zieht. Und auch der Film wird am Ende zu einem Gemeinschaftsprojekt, für das Jessica de Rooij, die Frau des Regisseurs, als Filmkomponistin die passende Musik geschrieben hat. Die Jury lobt ausdrücklich die Sorgfalt, mit der sich David Sieveking dem relevanten Thema gewidmet hat, auch wenn der Stil eher reportagehaft ist. Der Film wird mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet.