Ein Baum Sein
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Jury-Begründung
Der Regisseurin Xin Sun ist ein ansprechender Animationsfilm gelungen. Sie arbeitet mit vielen Motiven und Symbolen zur Schaffung einer Welt, die sich zwischen Traum und Realität bewegt. Auch scheint es um das Verhältnis von früher und heute, von Jung und Alt, Stadt und Land zu gehen. Stilsicher wendet die Regisseurin eine eher minimalistische Animationsästhetik an und setzt den Ton passend dazu ein. Es gibt mehrere Bilder, die in Erinnerung bleiben, so etwa, wenn das Mädchen durch einen Birkenwald läuft, wodurch ein spannendes Verhältnis zwischen der Figur und einer symbolisch aufgeladenen Natur entsteht.Das höchste Prädikat vergab die Jury jedoch nicht, weil sie den Eindruck hatte, dass der Film auf eine nicht ganz überzeugende Weise zwischen Erzählfilm und Experimentalfilm schwankt. Dies erschwert die Wahrnehmung und generische Einordnung des Films im Rezeptionsprozess. Handelt es sich um einen narrativen Film, der mit Elementen einer Traumerzählung operiert und eine Interpretation, ein Verstehen-wollen provoziert oder um einen Experimentalfilm, dessen Bilder eher assoziativ funktionieren und es nicht auf eine Interpretation anlegt? Vielleicht muss sich ein Film nicht für das eine oder andere entscheiden, er kann sich auch dazwischen bewegen. Das kann aber zu dem Problem führen, dass Zuschauer auf der Suche nach einem Sinn in den Bildern sich allein gelassen fühlen, weil der Film eine Bedeutungsproduktion nahelegt, ohne begehbare Wege der Interpretation anzubieten. Diesen Eindruck hatte die Jury bei diesem ansonsten gelungenen Animationsfilm, dem sie gerne das Prädikat „wertvoll“ verleiht.