Dschungelkind

Kinostart: 17.02.11
VÖ-Datum: 08.09.11
2010
Filmplakat: Dschungelkind

FBW-Pressetext

Aufgrund der Forschungen ihres Vaters zieht die achtjährige Sabine mit ihrer Familie in den Dschungel von West-Papua, zu einem Stamm, der heute noch fern jeglicher Zivilisation nach alten Riten lebt. Nur langsam gelingt es der Familie, Kontakt zu dem kriegerischen Volk zu knüpfen und ein Verständnis für die Lebensweise der „Anderen“ zu entwickeln. Nach anfänglichem Zögern findet Sabine neue Freunde und muss sich, Jahre später, entscheiden, wo ihre Heimat ist: Im Dschungel oder doch im zivilisierten Deutschland, welches ihr so fremd ist? Die filmische Adaption der gleichnamigen Biographie von Sabine Kuegler überzeugt durch die Wahl von exotischen Schauplätzen, einem exzellenten Drehbuch und überzeugenden Darstellern. Vor allem Stella Kunkat als junge Sabine und Nadja Uhl als energische Mutterfigur sind hervorzuheben. Die Kapitelstruktur unterstützt den episodenhaften Ablauf der Ereignisse, die nie überdramatisiert werden und authentisch wirken. Der Regisseur konzentriert sich auf Sabines Perspektive, ganz im Sinne der subjektiven Erinnerungen der Vorlage. Das „heile“ Urwaldleben wird hier nicht romantisiert, die Konflikte der „wahren Geschichte“ haben genauso ihren Platz wie die heiteren kindlichen Momente der Unschuld und des Spiels. Ein wunderschöner Film über Heimat und Toleranz!

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Roland Suso Richter
Darsteller:Thomas Kretschmann; Nadja Uhl; Stella Kunkat; Sina Tkotsch
Drehbuch:Richard Reitinger; Natalie Scharf; Beth Serlin
Kamera:Holly Fink
Länge:132 Minuten
Kinostart:17.02.2011
VÖ-Datum:08.09.2011
Verleih:Universal
Produktion: UFA Cinema GmbH, Degeto Film
FSK:12
Förderer:FFA; MBB; FFF Bayern; Filmstiftung NRW; DFFF
DVD EAN-Nummer:5050582835670
Anbieter-Link:
DVD Extras:Making of, B-Roll, Featurette, Teaser, Trailer, Audiokommentar

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Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Es ist eine archaische Welt, in die dieser Film den Zuschauer versetzt, und Roland Suso Richter gelingt es, die Eingeborenensiedlung in West-Papua überzeugend in Szene zu setzen. Zusammen mit der am Anfang des Films achtjährigen Sabine lernt das Publikum diese fremde Umgebung und ihre Bewohner mit ihren Gesetzen, Ritualen und Sitten kennen.

Konsequent wird aus ihrer Perspektive erzählt - schließlich basiert der Film ja auch auf dem Bestseller der realen Sabine Kuegler - und mit seiner Protagonistin hat der Film immer einen soliden Orientierungspunkt, wodurch es leicht fällt, sich in dieser so fremden und zuerst durchaus auch bedrohlichen Welt zurechtzufinden. Richter ist so klug, sich ganz auf die Beziehungen zwischen den einzelnen Filmfiguren zu konzentrieren. So bekommt man einen intensiven und glaubwürdigen Eindruck von der Situation in der Familie, davon, wie unterschiedlich die drei Kinder auf ihre Leben im Urwald reagieren und auch davon, wie die Mutter als ausgebildete Krankenschwester ständig den Konflikt aushalten muss, dass sie das schwere, oft auch grausame Leben und Sterben der Stammesmitglieder beobachten muss, aber möglichst nicht darin eingreifen soll. Es ist Roland Suso Richter hoch anzurechnen, dass die Wildnis bei ihm nicht als ein exotisches Paradies den Sehgewohnheiten eines hiesigen Publikums entsprechend hergerichtet wurde. Trotz des großen Aufwands eines Drehs in den Tropen wurde kaum geschönt, um so eindrucksvoller wirkt dann die Entwicklung, die Sabine durchmacht, bis sie tatsächlich ein "Dschungelkind" ist, das zwischen zwei Kulturen aufwächst, aber emotional eher im Urwald zuhause ist. Diesen langwierigen und widersprüchlichen Prozess zeigt der Film in einer ungewöhnlich großen Komplexität, und es gelingt dabei, jede Nuance in der Entwicklung nachvollziehbar darzustellen. Das ist auch ein Verdienst des gut besetzten und geführten Ensembles, dies gilt sowohl für die deutschen Schauspieler wie auch für die Darsteller der Eingeborenen.

Dadurch, dass hier zwei gänzlich verschiedene Kulturen aufeinanderstoßen, werden zwangsläufig existenzielle Fragen gestellt und verhandelt. Es ist eine Qualität des Films, auch dieser Ebene Raum zu lassen, während er gleichzeitig immer ganz nah an der Protagonistin und ihren Empfindungen bleibt.