Filmplakat: Doof

FBW-Pressetext

Nach dem Tod seiner Mutter muss der behinderte Adam in ein Heim. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und so wird er selbstbewusster und findet Freunde. Trotz der Fokussierung auf Adams berührende Lebensgeschichte bleibt viel Raum für Nebenfiguren und einen aufschlussreichen Blick in den Lebens- und Arbeitsalltag. Das Spielfilmprojekt DOOF von Regisseurin Ulrike Kofler zeichnet sich durch ihre mutige Entscheidung für den Einsatz von fast ausschließlich gehandicapten Laiendarstellern aus, die ihre eigenen Erfahrungen und Lebensläufe in diese Produktion einbringen. Durch dieses dokumentarische Element und engagierte Mitwirkende, die weniger schauspielern als ihr Leben vor der Kamera darzustellen, entsteht ein respektvoller Blick aus nächster Nähe. Mit großer Authentizität, einem höchst ästhetischen Stil und durch mutmachende Momente gelingt dieses Experiment auf ganzer Linie.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Kurzfilm
Regie:Ulrike Kofler
Darsteller:Klaus Huhle; Detlef Holsten; Kornell Soballa; Thomas Küppers; Sandra Huber; Elana Börner
Drehbuch:Marie Kreutzer; Ulrike Kofler
Kamera:Frank Schumacher
Schnitt:Ulrike Kofler
Musik:Julia Bewer; Martin Mitterstieler
Länge:71 Minuten
Produktion: Heimstatt Engelbert / Jugend und Behindertenhilfe GgmbH Torsten Prions
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Drei Jahre lang arbeitete das Filmteam an diesem Film über eine Gruppe Behinderter, die gemeinsam in einer Wohngemeinschaft leben, in einer Werkstatt arbeiten und bei der jeder für sich ganz eigene Träume vom Leben hat. Wahre Geschichten, die das Leben schreibt, werden sorgfältig, liebevoll und sehr subtil durch Fiktion ergänzt. Dennoch wirkt DOOF bis in die kleinsten Details authentisch, lebensnah und in seiner jeder Sentimentalität baren Intensität erfrischend und unterhaltsam. Im Mittelpunkt steht Adam, der im Alter von Mitte vierzig seine Mutter sehr plötzlich verliert. Sie hat ihn behütet, umsorgt, geschützt, ihm dadurch aber gleichzeitig jede Selbständigkeit und jede Eigeninitiative genommen. Adam wird von seinem Bruder in der Wohngruppe für Behinderte abgeliefert und muss zum ersten Mal um seine Eigenständigkeit kämpfen. Immer wieder rennt Adam gegen Mauern an in seinen anfänglichen unbeholfenen Versuchen, zu sich selbst zu finden. Doch auch er findet Anschluss, neuen Lebensmut und vor allem die Kraft, etwas Eigenes aufzubauen.

Schon der Auftakt des Films, der ein großes buntes Karussell zeigt, das immer stärker ins Bild rückt, hat einen großen optischen Reiz. Während sich das Karussell dreht, erzählen einzelne Stimme von Behinderten kurz ihre Biografie und vor allem ihre Wünsche, die alle völlig „normal“ erscheinen wie ohnehin der Film den Blick schärft für die oft sehr schmale Grenze zwischen „Behinderten“ und Nichtbehinderten. Vor allem in Kleinigkeiten überzeugt Adams Reise zu sich selbst, sei es in der sehr genauen Wahl der Schauplätze und der Inneneinrichtungen, in dem Auftritt eines jungen Mannes mit Down Syndrom, der als Einzelgänger verlassen und unbehütet dasteht im Gegensatz zu den Mitgliedern der Gruppe und in der sorgfältigen Kameraführung, die auch winzige Änderungen in der Gestik und Mimik der Protagonisten festhält. So nimmt man automatisch intensiv teil an den Befindlichkeiten der meisten dieser eher ungewöhnlichen „Helden“.