Die Wahlkämpferin

Kinostart: 21.01.16
VÖ-Datum: 09.06.16
2015
Filmplakat: Die Wahlkämpferin

FBW-Pressetext

Jane Bodine weiß, wie Wahlkampf funktioniert. Sie kämpft mit harten Bandagen, scheut auch vor unfairen Mitteln nicht zurück und weiß, wie der Hase läuft. Nicht umsonst ist sie in der Branche als „Calamity Jane“ bekannt. Doch mittlerweile ist Jane aus dem Geschäft ausgestiegen. Zu sehr hat sie die letzte Wahlniederlage einer ihrer Kandidaten auch persönlich verletzt und in der Branche verbrannt. Als jedoch eines Tages das Angebot an ihre Tür klopft, einen, so scheint es, chancenlosen Kandidaten für die bolivianische Präsidentschaft zu beraten, kann Jane nicht Nein sagen. Denn ihr Gegner im Ring ist niemand anderes als Pat Candy. Und genau der hat sie damals besiegt. Und so reist Jane nach Bolivien, wild entschlossen, Rache zu nehmen. Nur leider muss Jane bald feststellen, dass in Bolivien noch viel mehr Herausforderungen auf sie warten als in jedem anderen Wahlkampf bisher. Und das schließt tote Lamas, Korruption, Drogen und einen schwierigen Kandidaten mit ein. Produziert wurde DIE WAHLKÄMPFERIN von dem Team George Clooney und Grant Heslow. Dass die beiden für politische Filme mit großem Unterhaltungswert stehen, zeigt sich auch in diesem Film unter der Regie von David Gordon Green. Der Film beginnt als Satire auf das Polit-Business und die medial bekannten typischen Wahlkampfstrategien und –botschaften. Doch nach und nach schlägt der Film ernstere Töne an, reflektiert nicht nur Politik an sich, sondern wirft allgemein einen kritischen Blick auf das Auftreten mancher US-Amerikaner, die sich als „Experten“ in die Angelegenheiten anderer Länder einmischen, um eigene Interessen zu verfolgen. Der Film zeigt, anhand der schwierigen Situation Boliviens, wie schmal der Grat zwischen Volksnähe, Korruption und Manipulation ist, auf dem man politisch wandelt und wie wenig Politik eigentlich mit Volksinteressen zu tun hat. Im Zentrum all dieses Trubels steht die Hauptfigur des Films, Jane Bodine. Sandra Bullock spielt sie mit genau der richtigen Mischung aus Komik und Ernsthaftigkeit. Wie sie anfangs durch die Szenerie stolpert und sich selbst nicht gerade als Expertin für irgendetwas anbietet, überzeugt und unterhält dabei genauso wie die feine dramatische Nuancierung, mit der sie ihre Figur im Verlauf des Films darstellt. Bullock verleiht Jane immer mehr Tiefe und lässt sie als Figur damit reifen. Das restliche Ensemble ist sehr stimmig zusammengestellt, die Mischung aus Komik und Dramatik geht auf. DIE WAHLKÄMPFERIN ist manchmal bissig, oftmals gesellschaftskritisch und immer äußerst unterhaltsam. Eine gelungene Politsatire.

Filminfos

Gattung:Drama; Komödie; Spielfilm
Regie:David Gordon Green
Darsteller:Sandra Bullock; Billy Bob Thornton; Anthony Mackie; Joaquim de Almeida; Ann Dowd; Scoot McNairy; Zoe Kazan; Dominic Flores; Reynaldo Pacheco; Louis Arcella; Octavio Gomez Berrios; Luis Chávez
Drehbuch:Peter Straughan
Kamera:Tim Orr
Schnitt:Colin Patton
Musik:David Wingo
Länge:108 Minuten
Kinostart:21.01.2016
VÖ-Datum:09.06.2016
Verleih:Warner
Produktion: Participant Media, Smokehouse Pictures;
FSK:12
BD EAN-Nummer:5051890302328
DVD EAN-Nummer:5051890302335
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Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

In die seltsame Welt der Politikberater und „Spin Doctors" entführt David Gordon Green mit seinem neuem Film DIE WAHLKÄMPFERIN. Anlässlich eines Rennens um die Präsidentschaftswahl in Bolivien wird die frühere Beraterin Jane Bodine reaktiviert, die sich einst nach schlechten Erfahrungen aus dem Business zurückgezogen hat. Nun soll sie einen eigentlich aussichtslosen neoliberalen Kandidaten und früheren Amtsinhaber zurück ins höchste Staatsamt hieven. Dass ausgerechnet ihr früherer Rivale Pat Candy für die Konkurrenz arbeitet, gibt schließlich den Ausschlag für die Rückkehr der Strippenzieherin. Denn mit dem hat sie noch eine Rechnung offen. Und prompt gibt es einen glühenden Kampf um Prozentpunkte und Wählerstimmen, bei dem beide Berater vor nichts zurückschrecken.

Grant Heslov und George Clooney sind die beiden Produzenten, die David Gordon Greens neuen Film produziert haben - und damit verknüpfen sich einige Erwartungen, schließlich gelten die beiden in Hollywood als Garanten für einen eher linksliberalen Kurs und kritische Politthriller wie GOOD NIGHT AND GOOD LUCK oder MÄNNER, DIE AUF ZIEGEN STARREN, wie man sie in der eher konservativen Traumfabrik nur selten findet.
Ann diese Tradition knüpft DIE WAHLKÄMPFERIN an und versteht es dabei, das eigentlich etwas spröde Thema der politischen Willensbildung und der Strategien und Tricks der Manipulatoren auch für Politikmuffel verständlich und unterhaltsam zugleich zu machen. Dabei bedient sich David Gordon Green unterschiedlicher Elemente aus verschiedenen Genres: Sein Film ist Politthriller, Drama, Romantische Komödie und Läuterungsgeschichte, dazu gesellen sich Elemente mit deutlich investigativem Einschlag (schließlich beruht der Film auf einem dokumentarischem Werk aus dem Jahr 2005, das denselben Originaltitel OUR BRAND IS CRISIS trägt wie das nun vorliegende „fiktionalisierte Remake“). Insgesamt ein gewaltiges Vorhaben, das zwar nicht die politische Schärfe aufweist wie die früheren Produktionen des Duos Heslov/Clooney, das aber dennoch auf routinierte und intelligente Weise unterhält.
Seinen Drive erhält der Film vor allem durch den sehenswerten Clinch zwischen Sandra Bullock und Billy Bob Thornton, die vor keinem noch so billigen Trick zurückschrecken, um dem Gegner eins auszuwischen. Durch die beiden Hauptfiguren und die liebevoll gezeichneten Nebenfiguren ist keine Sekunde Langeweile spürbar. Diesem dramaturgischen Sog ist es auch zu verdanken, dass man die recht oberflächliche Behandlung Boliviens, das hier kaum je über eine reine Kulisse hinauskommt, gerne verzeiht. Schließlich, so ist zu vermuten, dient das Land eher als Blaupause für jede beliebige Demokratie: Wenn sich die Berater am Ende über ihre nächsten Karriereschritte unterhalten, fallen ganz selbstverständlich auch Länder wie Israel oder Großbritannien. Und man kann sich als Zuschauer nun viel einfacher vorstellen, welche Fäden hinter den Kulissen der Wahlkampfreden wirklich gezogen werden.