Die Überstellung

Filmplakat: Die Überstellung

FBW-Pressetext

Der Auftrag ist klar: Ein palästinensischer Strafgefangener soll verlegt werden. Drei junge israelische Soldaten sollen ihn bei der Überstellung begleiten. Doch mitten in der Negev-Wüste bleibt das Auto stehen. Ein Ersatzfahrzeug ist auf die Schnelle nicht aufzutreiben, die Hitze in der Sonne ist unerträglich, der Fahrer leidet unter Asthma-Attacken. Nur einer könnte das Auto reparieren: der Gefangene. Doch dafür müsste man ihm die Handschellen lösen. Und ihm vertrauen. Der 22-minütige Kurzfilm DIE ÜBERSTELLUNG von Michael Grudsky zeigt auf kluge und filmisch genaue Weise, wie hochsensibel die Nahostproblematik für alle Beteiligten ist. Vorkommnisse der Vergangenheit, Vorurteile und Schwarz-Weiß-Denken bestimmen den Alltag der Menschen und führen zu Argwohn, unterdrückter Wut und klarem Hass. Um all dies zum Ausdruck zu bringen, benötigt Grudsky keine langen Dialoge und sich immer stärker zuspitzende Katastrophen. Die Situation in der Weite der Wüste ist kammerspielartig dicht inszeniert und von sämtlichen Darstellern überzeugend gespielt, die von der Kamera gut eingefangene Spannung liegt stetig in der Luft und entlädt sich in einer scheinbaren Auflösung, die sich dann aber in einer letzten dramaturgischen Volte wieder um 180 Grad dreht. DIE ÜBERSTELLUNG ist ein spannungsgeladenes und genau beobachtetes Kurzfilmdrama voller Nuancen und Zwischentöne.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Michael Grudsky
Darsteller:Ido Bartal; Imri Biton; Adeeb Safadi; Yair Mossel; Tom Hagi
Drehbuch:Evgeny Sosnitsky
Kamera:Timofei Lobov
Schnitt:Michael Grudsky
Musik:Joseph Tawadros
Länge:22 Minuten
Produktion: Kader Filmproduktion Nina Poschinski, Bayerischer Rundfunk;
Förderer:FFF Bayern

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

Drei junge israelische Soldaten sollen einen Strafgefangenen, einen israelischen Palästinenser, in ein Gefängnis überstellen. Als auf der Fahrt mitten in der Negev-Wüste der Wagen liegen bleibt, geraten die vier Männer in eine kritische Situation. Nach vielen Stunden ohne Hilfe gibt der verantwortliche Offizier seine Weigerung auf und lässt den Gefangenen den Wagen wieder flott machen. Als die Männer ihre Fahrt fortsetzen können, hören sie aus dem Radio, dass in einem Einkaufszentrum ein Attentat mit vielen Toten verübt wurde. Dort hat sich einer der Soldaten mit seiner Freundin verabredet. Das Unwohlsein im Wagen löst sich auf, als der Soldat endlich seine Freundin erreicht.

DIE ÜBERSTELLUNG von Regisseur Michael Grudsky, Drehbuch Evgeny Sosnitsky, besticht durch eine klar aufgebaute Geschichte mit großen Kinobildern. Der Film ist technisch perfekt umgesetzt mit sehr schöner Kamera, Schnitt, Ton und gut eingesetzter Musik. Durch das differenzierte Spiel der Schauspieler erlebt der Zuschauer die politische Situation in Israel auf der Mikroebene. Das doppeldeutige Ende, wie das Misstrauen schwindet und wieder neu entsteht, lässt die Zuschauer mitspekulieren. Die 22 Filmminuten waren für einige Jurymitglieder fast zu kurz, sie hätten gern mehr gesehen. Der Film erhält das Prädikat besonders wertvoll.