Die Arbeit kann warten, jetzt kümmern wir uns erstmal um die Backstreet Boys

Filmplakat: Die Arbeit kann warten, jetzt kümmern wir uns erstmal um die Backstreet Boys

FBW-Pressetext

Mona will unbedingt zum Konzert der Backstreet Boys. Doch das ist schon ausverkauft und Monas Mutter weigert sich, Karten auf dem Schwarzmarkt zu ersteigern. Mona ist sauer und enttäuscht. Schön, dass es Tom gibt. Mit ihm chattet Mona schon seit Ewigkeiten. Er ist so nett und lieb und hat einen Teddy als Profilfoto. Und jetzt hat er auch noch eine Karte für das Konzert übrig, die er Mona gerne geben möchte. Dafür braucht er nur ihre Adresse. Nichts von Fremden annehmen, nicht zu Unbekannten ins Auto steigen – es sind diese Warnungen, die auch im digitalen Zeitalter nichts an Wertigkeit verloren haben, wie dieser Film von Philipp Dettmer über das Thema Cyberhacking eindrucksvoll zeigt. Das kleine Mädchen Mona wird ausspioniert, sogar zuhause, wo sie sich eigentlich sicher fühlt. Konsequent wählt Dettmer die Kameraperspektiven von Smartphone und Laptop, die so eine permanente Atmosphäre der Überwachung schaffen. Nach und nach entsteht ein Gefühl der Bedrohung, eine Angst um das Kind, die auch am Schluss nicht endet. Ein wichtiger Film, der für einen bewussteren Umgang mit der schönen neuen digitalen Datenwelt sensibilisiert.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Philipp Dettmer
Darsteller:Amona Aßmann; Gabriel Raab
Drehbuch:Philipp Dettmer
Schnitt:Frank Brandstetter
Länge:10 Minuten
Produktion: Deutsche Exotik Filmproduktion GmbH Philipp Dettmer

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Im Auto ihrer Mutter empört sich die 11jährige Mona, dass diese es weder geschafft hat, direkt im Vorverkauf Karten für das Konzert der Backstreet Boys zu ergattern, noch bereit ist, diese im Internet zu Schwarzmarktpreisen zu erwerben. Alleine in der Wohnung pendelt Mona nun frustiert in der Küche zwischen Joghurt, Laptop und Handy hin und her. Im Internet bietet ihr ein vermeintlich junger Mann eine Karte für das von ihr ersehnte Konzert kostenlos an. Er werde sie vorbeibringen, wenn sie ihm ihre Adresse gebe; ganz geheuer ist Mona das nicht – doch ihre Freundin erklärt ihr am Handy, sie solle doch kein Angsthase sein. Kurze Zeit später geht Mona auf die Straße zum Auto, in dem der vermeintliche Überbringer der Eintrittskarte sitzt. Er findet sie jedoch angeblich nicht und schlägt Mona vor, mit ihm kurz in seine Wohnung zu fahren und sie zu holen. Nach anfänglichem Zögern willigt sie ein. Der Mann räumt seinen Laptop vom Beifahrersitz auf die Rückbank …
Der Film irritiert den Betrachter mit Bildern, die zunächst wie eine zufällige Filmaufnahme mit dem Handy wirken – aus seltsamen Perspektiven, verwackelt und ruckelig. Spätestens aber, als der Zuschauer Mona als direktes Gegenüber des Laptop sieht, wird klar, dass sich der Unbekannte sowohl zu ihrem Handy als auch zu ihrem Laptop Zugang verschafft hat und sie mit den Kamerafunktionen ausspäht. Der voyeuristische Kamera-Blickwinkel des Hackers/Stalkers ist in seiner Konsequenz schlüssig und erwirkt eine hohe Authentizität.
Mit seinem Film leistet der Regisseur einen höchst interessanten Beitrag – ohne pädagogischen Zeigefinger – zu einem Thema, das in seiner Brisanz täglich stärker wird und mit dem sich Eltern, Kinder und Heranwachsende auseinandersetzen sollten. „Der Onkel mit den Süßigkeiten“, der sich Kindern mit bösen Absichten nähert, sieht heute anders aus.