Der letzte Kaiser

Kurzbeschreibung

Tragische Lebensgeschichte des letzten Kaisers von China, der mit 3 Jahren ( 1908) den Thron bestieg, 1924 die Verbotene Stadt verlassen musste, zur Marionette der Japaner wurde und nach jahrelanger Umerziehung im Gefängnis 1967 starb.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Bernardo Bertolucci
Darsteller:John Lone; Joan Chen; Peter O'Toole
Drehbuch:Bernardo Bertolucci; Marc Peploe
Kamera:Vittorio Storaro
Schnitt:Gabriella Christiana
Musik:Ryuichi Sakamoto; David Byrne; Su Zong
Länge:162 Minuten
Produktion: Recorded Pictures Company
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der mit einem in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Aufwand gedrehte Film ist dennoch keines der üblichen historischen Kolosalgemälde geworden. Zwar werden vor den Augen des Zuschauers wesentliche Stationen der Geschichte Chinas seit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg breit und farbenprächtig aufgerollt, aber die Fakten werden weder vollständig, noch genau fixiert verzeichnet. Der Betrachter erhält kein exaktes Gesamtbild, er blickt nicht von oben auf das Geschehen, vielmehr sieht und erlebt er die revolutionären Wandlungen ganz aus dem Blickwinkel des letzten Kaisers Pu Yi. Der aber kann keinen Überblick gewinnen, denn er ist eingesperrt in den goldenen Käfig des Kaiserpalastes, der Verbotenen Stadt. So wie ihm, zuerst als Kind, dann als noch jungem zur Abdankung gezwungenen letzten Kaiser und später als wiederum von der Wirklichkeit abgeschirmten Herrscher von Manchukuo die Welt erscheint, hat der Film sie festzuhalten versucht. Und das mit großer Sorgfalt, denn die Autobiographie Pu Yis und das Buch seines englischen Lehrers Johnston liefern den dramaturgischen Unterbau.
Dank dieser Konzeption stehen, allem prunkvollen höfischen Zeremoniell zum Trotz, die Gestalt des Kaisers und sein Schicksal stets im Zentrum des Geschehens, eines Geschehens, das ihm als Mensch Anteilnahme und Sympathie sichert. Seinen Weg vom Sohn des Himmels über die Haft in den Gefängnissen der Republik bis zum Bürger, der als Gärtner bescheiden, aber endlich als freier Mann leben kann, deutet der Film als Beispiel dafür, zu welchen Veränderungen ein Mensch aus freien Stücken – oder unter Zwang fähig ist. Diese Entwicklung wird behutsam und mit hohem Respekt vor dem ausgeprägten chinesischen Traditionsbewusstsein entwickelt. Bezeichnend für die Wahrhaftigkeit, um die sich der Regisseur und seine Mitarbeiter bemühen, ist die Tatsache, dass auch Maos Kulturrevolution nicht unterschlagen wird.
Die filmischen Mittel werden souverän eingesetzt. Dynamisch geführt, gewinnt die Kamera, wenn sie an den riesigen Mauern der Verbotenen Stadt entlangfährt oder für bestimmte Sequenzen bestimmte Farben, häufig Rot und Gelb bevorzugt, symbolische Aussagekraft. Das gleiche gilt für die Regie der Massenszenen und der kammerspielartigen Sequenzen. Details, so exotischer Reiz von ihnen auch ausgeht, werden niemals um ihrer selbst willen hervorgehoben. Dramaturgisch wirkungsvolle Schnitte steigern die Spannung. Die Ausstattung zeugt von Kunstverstand und Geschmack und passt sich den Originalschauplätzen bruchlos an. Eigenen Reiz besitzt die Musik, die sich sowohl auf fernöstliche als auch europäische Überlieferung stützt unterordnet. Seine entscheidende Ausstrahlungskraft jedoch verdankt er nicht dem fremdartigen, vornehmlich luxuriösen Milieu, sondern der Intensität der Darsteller, die menschliche Tragik sichtbar werden lassen.