Der innere Krieg
FBW-Pressetext
Jungregisseurin Astrid Schult widmet sich mit ihrer eindringlichen Dokumentation einem kaum bekannten Mikrokosmos: DER INNERE KRIEG zeigt den Alltag im größten US-Militärkrankenhaus außerhalb der USA, das sich im deutschen Landstuhl befindet. Dorthin fliegt die Army die Verwundeten aus Afghanistan und dem Irak, oft noch junge Männer, die nicht nur zur Heilung ihrer körperlichen Wunden dort bleiben. Vor Ort bietet das „Fisher House“ die Möglichkeit einer längerfristigen Behandlung und eine Unterkunft für die Familien der traumatisierten Soldaten. Astrid Schult wählt in dieser durch den Kriegsdienst gezeichneten Welt ganz unterschiedliche Interviewpartner von Mitarbeitern der Army über Familienangehörige, Pflegende und Verletzte. Zwischen Krankenhaus, betreutem Wohnen und Gospelgottesdienst tragen diese Protagonisten ihre existentiellen, inneren Kämpfe mit den einschneidenden Erlebnissen und ihren Folgen aus. Astrid Schult glückt mit klaren Bildern, offenen Gesprächen, viel Sorgfalt und einem genauen Hinhorchen auf Zwischentöne die Öffnung einer für die meisten Deutschen unbekannten Parallelwelt. Viele eindrucksvolle Momente, sensibel eingefangene Stimmungen und Befindlichkeiten dokumentieren in diesem Alltagsrequiem zudem eine kaum offenbarte Seite des unerbittlichen Krieges und seinen hohen Preis.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Astrid Schult |
Drehbuch: | Astrid Schult |
Kamera: | Sebastian Bäumler |
Schnitt: | Robert Wellié |
Musik: | Tobias Wagner; Christopher Bremus |
Webseite: | derinnerekrieg.de; |
Länge: | 72 Minuten |
Produktion: | Filmakademie Baden-Württemberg GmbH, ZDF/Das kleine Fernsehspiel |
Förderer: | Filmakademie Baden-Württemberg |
Jury-Begründung
Direkt hinter der Kriegsfront liegt für viele US-amerikanische Soldaten Deutschland. In Kriegs- und Krisengebieten verwundete Mitglieder der US-Armee werden in den Stützpunkt Landstuhl ausgeflogen, wo sie im Militärkrankenhaus behandelt werden. Zwischen den Behandlungen und während der Rekonvaleszenz werden einige von ihnen im „Fisher House“ untergebracht und von einer Reihe solcher Kriegsopfer sowie von den Menschen, die sich um sie kümmern, erzählt dieser Film.Dabei will Astrid Schult vor allem zeigen, wie es in dieser vom zivilen Deutschland abgeschirmten und weitgehend unbekannten Parallelwelt zugeht. Dafür zeigt sie mit ruhiger Kamera Alltagssituationen der Soldaten – einige wirken etwas gestellt, in anderen erzählen die Protagonisten direkt in die Kamera. Vieles in diesem Film ist zutiefst erschütternd – so etwa jene Szene in einem Wartezimmer, in der die deutsche Ehefrau von ihrem verletzten Gatten sagt, nach seiner Kopfverletzung sei er so unter Medikamente gesetzt, dass sie ihn nicht mehr erkennen würde. Dabei sitzt er neben ihr und wirkt apathisch wie ein Schlafwandler.
Der Film bietet eine neue, andere Sicht auf den Krieg – bleibt dabei in der Bildgestaltung sachlich und vermeidet mit seiner elliptischen Dramaturgie jeden melodramatischen Effekt – und gerade deshalb wirkt er um so intensiver. Als ein kleiner Stilbruch wurde dagegen von der Jury die getragen, tragödienhafte Filmmusik bemängelt. Davon abgesehen bietet der Film jedoch wichtige und aufschlussreiche Einblicke in eine Welt, die vom Krieg beherrscht wird und von den Menschen, die sich in ihr behaupten müssen.
Astrid Schult ist ein bewegender Film zu einem selten behandelten Thema gelungen.