Deckname Pirat

Filmplakat: Deckname Pirat

FBW-Pressetext

Wie geht man damit um, wenn der eigene Vater unter Verdacht steht, ein Spion gewesen zu sein? Und wie ändert sich das Bild eines Sohnes von einem Mann, der als angesehener US-amerikanischer Professor an der Uni Tübingen unterrichtete, wenn er erfährt, dass die Stasi über ihn eine Akte angelegt hatte, die mehr als 2000 Seiten umfasst? Der Filmemacher Eric Asch entscheidet sich, selbst auf die Suche zu gehen. Seinen Vater Robert selbst kann er nicht mehr fragen, denn er ist vor Jahren gestorben. Doch er kann die Spuren lesen, die er in seinem bewegten Leben hinterlassen hat. Und die Menschen treffen, die ihn besonders gut kannten. Wie ein Puzzle wirkt dieser sehr persönliche und spannende Dokumentarfilm, der bis zum Schluss die Ausgangsfrage offen lässt. Und doch gelingt es Eric Asch, Stück für Stück die Persönlichkeit eines charismatischen und weltgewandten Mannes offenzulegen. Mit großer Sorgfalt zeichnet Asch auch die Reisewege seines Vaters nach, der immer schon von der DDR und vom Osten generell fasziniert war. Dass dies auf Argwohn traf, erklärt sich aus heutiger Betrachtung von selbst. Doch können diese Einzelhinweise wirklich die harten Verdächtigungen des Staates legitimieren? Die Unterstellungen, die Spitzeleien, das Zerbrechen von Freundschaften? In Aschs Gesprächen mit Vertrauten und Verwandten seines Vaters kommt diese wichtige Frage immer wieder an die Oberfläche. DECKNAME PIRAT ist ein sehr persönlicher Film eines Sohnes über das Geheimnis seines Vaters. Und ein historisch spannendes Filmerlebnis für den Zuschauer.

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Eric Asch
Drehbuch:Eric Asch
Kamera:Daniel Schönauer; Tobias Tempel
Schnitt:Jörg Hommer; Benjamin Kaubisch; Eric Asch
Musik:Carsten Bauer; Rick Newton
Webseite:;
Weblinks:;
Länge:97 Minuten
Produktion: Imbissfilm Michael Stehle / Martin Rehbock GbR , Zischlermann Filmproduktion; ZDF;
FSK:0
Förderer:MFG Baden-Württemberg; FFF Bayern; MDM; KJDF

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

War mein Vater ein Spion? Diese Frage stellt Eric Asch in seinem Film viele Male. Er bewegt sich mit Hilfe alter Unterlagen seines toten Vaters durch dessen Leben. Wundert sich, warum seine Eltern ihre Hochzeitsreise nach Wien und Prag unternommen haben und staunt über die Berichte, die sein Vater, in jungen Jahren Angehöriger des Militärischen Auslandsdienstes ASA, seine Austauschstudenten schreiben ließ, wenn er sie nach Ostberlin mitnahm.

Diese Spurensuche gestaltet sich sehr persönlich, was eine gewisse Gleichförmigkeit und Redundanz mit sich bringt. Denn das Interesse des Sohnes an der Glaubwürdigkeit oder auch Rehabilitation des Vaters ist nur allzu verständlich. Leider versäumt Eric Asch dabei manchmal, den Zuschauer in die Suche miteinzubeziehen und dessen Interesse am Leben des Vaters aufrecht zu erhalten.
Die Gelegenheit, aktuelle Bezüge herzustellen, wenn er beispielsweise den Historiker der NSA interviewt oder andere Zeitzeugen befragt, nutzt er leider nicht. Die Tatsache, dass Geheimdiensttätigkeit geheim ist, wird zwar immer wieder beschworen und bestätigt, führt aber letztlich in den Kreis des sich Wiederholenden, nicht aber zu neuen Erkenntnissen.
Die akribische Recherche, die diesen Film besonders auszeichnet, führt gelegentlich in Sackgassen, die der Autor als unausweichlich zur Kenntnis nimmt, sogar als Stilmittel einsetzt.
Kein spannender Spionagefilm ist hier entstanden, sondern ein geduldiger, immer wieder den Faden aufnehmender, sehr persönlicher Film über den Versuch eines Sohnes, den Vater besser zu verstehen. Die Ungereimtheiten in dessen Vergangenheit zu akzeptieren, könnte ein Ergebnis dieser Arbeit sein. Die immer wieder von Interviewpartnern geäußerte Gewissheit, der Vater sei ein guter, hilfsbereiter, charismatischer und aufrechter Mensch gewesen, erweist Rob Asch großen Respekt. Als Humanist wollte er auch gerade den jungen Menschen in der DDR ein Fenster zur anderen Welt öffnen, in dem er die „freie Welt“ zu ihnen brachte.

Es sind die leisen Zwischentöne mit denen en passant Kleinigkeiten aus der vergangenen Zeit erzählt werden, die den Film so sympathisch machen.
Die Jury bestätigt mit der Vergabe des Prädikats „wertvoll“ die wichtige Bedeutung dieser Spurensuche.