Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Walter Mitty ist einer von jenen Menschen, die mehr in ihren Tagträumen leben als in der Realität. Und im ersten Akt des Films werden dann auch einige seiner Wunschfantasien vor den Augen der Zuschauer „wahr“. Da springt er wie ein Superheld über eine Straße in ein brennendes Haus, um dort ein Hündchen zu retten. Er verwandelt sich vor den Augen der von ihm (natürlich nur aus der Ferne) angebeteten Kollegin in einen coolen Arktisforscher und wehrt sich handgreiflich im Fahrstuhl gegen die Demütigungen eines arroganten Managers, statt wie in der Realität vor ihm zu kuschen. Dabei war seine Arbeit im Fotoarchiv der Illustrierten Life immer vorbildlich, doch dann soll die Printausgabe der Zeitschrift eingestellt werden. Für das letzte Titelbild ist ein Foto vorgesehen, dessen Negativ Walter nicht finden kann. So in die Enge gedrängt, macht er sich auf die Suche nach dem Fotografen und fliegt dabei von Grönland über Island bis nach Afghanistan. Und auf dieser Reise bewältigt er Abenteuer, die fantastischer sind als seine Tagträume es je waren. Von diesem Erwachen eines Mannes, der bisher wie im Halbschlaf durch sein Leben schlich, wird mit einer großen Zärtlichkeit den Personen gegenüber erzählt. Es ist zugleich komisch, anrührend und spannend, wie Walter auf seiner Suche immer mehr zu sich selber findet, seine Geduld, Warmherzigkeit und Sorgfalt als Stärken entdeckt und schließlich lernt, wie wichtig es ist, etwa einfach nur mit einem Freund und ein paar Jugendlichen in der Wildnis Fußball zu spielen. Ben Stiller gelingt es, mit einem eher stillen Humor zu inszenieren und in der Titelrolle verkörpert er den vermeintlichen Verlierer so gut, dass er trotz oder gerade wegen der vielen Ungeschicklichkeiten glaubhaft zu einem Helden wird, der schließlich auf einer viel umfassenderen Ebene gewinnt. Und ganz nebenbei erzählt Stiller auch vom Niedergang der Printmedien und feiert dabei die grandiose Institution „Life“, mit deren wunderbaren Fotos dieser Film gespickt ist.