Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Mustafa Doks Kurzfilm entstand unter erschwerten Produktionsbedingungen. Ihm ist dennoch ein eindrucksvolles Werk gelungen. Die Idee, dass ein kauziger alter Mann die Einwohner (oder Anwesenden) im Dorf „Köy“ zählt und auf einer Tafel die jeweils aktuelle Ziffer registriert, bietet eine gute Grundlage für weiterreichende Einblicke in soziale Verhältnisse. Das Milieu des Dorfes wird mit kurzen Szenen auch ethnologisch ausgeleuchtet. Auf den ersten Blick ist allerdings nicht ganz klar, ob der Alte lediglich die genaue Anzahl der Dorfbewohner vermerkt, die sich gerade im Ort aufhalten oder ob auch Gäste registriert werden. Es werden verschiedene Episoden des Dorflebens authentisch dargestellt. Doch stellten sich in der Diskussion auch einige Fragen. Ist die filmische Erzählweise immer präzise genug? Wird für die Zuschauer wirklich plausibel, dass die Zählerei des Alten zum ernsthaften Problem wird, weil sich (nach militärischen Konflikten) in den Zahlen die Gefahr spiegelt, in der sich die Dorfgemeinschaft befindet? Trotz solcher kleineren Fragwürdigkeiten vermittelt der Film interessante Eindrücke und weckt Sympathien für die zivile Bevölkerung, die von Kriegen und Bürgerkriegen betroffen ist. Von der Jury wurden handwerkliche Leistungen der Filmgestaltung (Kamera, Sound-Design) ausdrücklich gewürdigt.