Chiko
FBW-Pressetext
Im Abspann seines Debüts Chiko bedankt sich Regisseur Özgür Yildirim bei Brian De Palmas Scarface. Und Parallelen zu diesem Vorbild und Filmen wie Kurz und Schmerzlos oder La Haine lassen sich nicht leugnen. Dennoch ist Chiko ein eigenständiger, auf handwerklich hohem Niveau inszenierter Gangsterfilm mit herausragenden, authentischen Darstellern. Eine mit rigoroser Kompromisslosigkeit ausgestattete Milieustudie mit ausreichend Potential, um bei seiner Zielgruppe zum Kultfilm zu avancieren. Eine Stil-sichere Rise-and-Fall Story, perfektes Genre-Kino.Filminfos
Gattung: | Spielfilm; Gangsterfilm |
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Regie: | Özgür Yildirim |
Darsteller: | Moritz Bleibtreu; Denis Moschitto; Volkan Özcan |
Drehbuch: | Özgür Yildirim |
Weblinks: | ; |
Länge: | 92 Minuten |
Kinostart: | 17.04.2008 |
VÖ-Datum: | 12.01.2009 |
Verleih: | Falcom Media |
Produktion: | Norddeutscher Rundfunk, Corazón International |
FSK: | 16 |
Förderer: | FFA; Nordmedia; KJDF; FFHSH |
Jury-Begründung
Chiko, ein kleiner Dealer in Hamburgs Szene, und sein Freund Tibet wollen ganz groß werden. Vor allem Chiko will seine kleine armselige Welt verlassen, während Tibet vor allem an seine Mutter denkt, die dringend eine neue Niere braucht, damit sie nicht mehr zur Dialyse muss, zu der er sie stets begleitet.Diese überschaubare Konstellation birgt bereits das Unheil in sich, denn die beiden Freunde, besonders Chiko wollen endlich Geld und Erfolg, und dazu tun sie sich mit dem Musikproduzenten und Dealer Brownie zusammen, der ihnen einen Großauftrag und Anweisungen gibt, wie sie das Gras unters Volk bringen müssen. Während Chiko sich daran hält, versucht Tibet, für sich etwas abzuzweigen, und fliegt damit auf. Die erste, ernsthafte Krise zwischen den Freunden, die einander wie Brüder sind.
Die Entwicklung beider Männer unterscheidet sich und folgt damit bekannten Genremustern. Während der eine, Chiko, zunächst erfolgreich, aber immer gestresster zu sein scheint, treibt der andere, Tibet, seinem seelischen und materiellen Untergang entgegen. Chiko, von Anfang an der Skrupellosere, kämpft für Erfolg um jeden Preis, erreicht einen nie gekannten Status und das ersehnte weiße Traumauto, die Geliebte und kämpft gegen die Angst. Sein brüderliches Verantwortungsgefühl, das einzige, das er sich noch leistet, bringt ihm schließlich die Katharsis und den Tod.
Der Machismo von seiner dunkelsten Seite lässt keine Gefühle gelten außer Ehre, und sei es, dass sie den Tod bringt. So vollendet sich Chikos Schicksal wenig überraschend und nicht grandios.
Hier zeigt sich das dramaturgisch gut gemachte Genre-Kino. Handwerklich gelungen, stimmig besetzt. Die griechische Tragödie, Shakespeares Dramen, anarchische Muster finden sich hier. Klassische Mafiafilme könnten Pate gestanden haben.
Die FBW-Jury war sich nahezu einig, dass hier den Gesetzen des Genres gehorchend ein funktionierender, Gewalt atmender in seiner gewollt fatalen Wirkung gelungener Film entstanden ist.
So steht die konventionell und handwerklich gute Leistung auch bei Kamera und Besetzung außer Frage. Dennoch konnte eine neue Akzente setzende, filmische Auseinandersetzung mit dem Thema nicht festgestellt werden, weshalb die Entscheidung wertvoll getroffen wurde.