Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
CALIFORNIA CITY kann einer neuen Generation von Hybridfilmen zugerechnet werden, die dominant auf die Form des Dokumentarfilms zurückgreifen, diese aber so stark mit fiktiven Elementen vermischen, dass nicht mehr klar zu erkennen ist, was erfunden und was authentisch ist. Protagonist ist ein namenloser Mann, dessen Job darin besteht, leere und zwangsgeräumte Häuser in der kalifornischen Mojave-Wüste von Moskitoplagen zu befreien. Dadurch ergibt sich eine weitere Genre-Referenz: das Roadmovie. Dies wird im Film sogar explizit gemacht, als der Protagonist einer Gruppe begegnet, die das sogenannte Wasteland Weekend veranstalten, eine Reminiszenz an die australischen MAD MAX-Filme. Und auch die Welt der Investitionsruinen in Bastian Günthers Film wirkt ähnlich post-apokalyptisch. Es sind faszinierende Settings, die dem Zuschauer hier vor Augen geführt werden: Geisterstädte des Kapitalismus und besonders beeindruckend der Flugzeugfriedhof des „Mojave Air & Space Port“. Eine klar erkennbare Haltung des Films zu diesem Investitions-Desaster ist allerdings nach Ansicht der Jury nicht zu erkennen. Vielmehr werden die ruinösen Verhältnisse mit einer Beziehungsruine des Protagonisten zusammengeführt. Immer wieder sind Archivfilme oder als Archivbilder erscheinende Rückblenden zu sehen, die eine Frau zeigen, die der Protagonist „Chelsea“ nennt. Diese Parallelführung des ökonomischen und soziologischen Phänomens der Immobilienkrise mit der persönlichen Krise des Protagonisten fügt sich letztlich nicht in letzter Konsequenz zu einem in jeder Hinsicht überzeugenden Ganzen, meinte die Jury. Auch finden sich einige Redundanzen. Dennoch ist Bastian Günther mit CALIFORNIA CITY ein äußerst faszinierender Film gelungen, der ästhetisch stimmig und spannend gestaltet ist und neue Wege zwischen Dokumentar- und Spielfilm zu gehen versucht.