By the Sea

Kinostart: 10.12.15
2015
Filmplakat: By the Sea

FBW-Pressetext

Seit langem schon sind die Gefühle in der Ehe der Tänzerin Vanessa und dem Schriftsteller Roland erkaltet. Alltag und Routine sind an deren Stelle getreten. Ein Urlaub in Südfrankreich soll helfen. Doch auch hier, in dem sonnigen Domizil am Meer, scheint es zunächst nichts zu geben, was das Band zwischen den beiden erneuern könnte. Dann jedoch zieht im Hotelzimmer neben ihnen ein junges verliebtes Paar ein. Und durch den Kontakt zu ihnen erfahren Vanessa und Roland viele Wahrheiten über ihr eigenes Leben. Aber jene Wahrheiten bringen auch schmerzhafte Erkenntnisse. Vor einer atemberaubenden und sonnenbeschienenen Kulisse lässt die Autorin und Regisseurin Angelina Jolie-Pitt ihre Figuren aufeinandertreffen. Der Film ist die zweite Zusammenarbeit zwischen ihr und ihrem Ehemann Brad Pitt. Kalt und leblos wirken die Figuren zunächst. Doch von Minute zu Minute brechen mehr alte Wunden auf, werden Masken abgenommen und schmerzvolle Wahrheiten kommen ans Tageslicht. Im Spiel von Angelina Jolie-Pitt spiegeln sich Frust, Missachtung und ein verletztes Ego, das verzweifelt um sich schlägt. Und Brad Pitt verkörpert gekonnt eine gelangweilte Schriftstellerfigur, die in ihrem Schaffen und Sein keinen Sinn mehr sieht. Beide Figuren sind gequält von ihrem Ennui und den aufgestauten Gefühlen füreinander. Eingefangen wird die Auseinandersetzung der sich fremd gewordenen in perfekt komponierten Bildern des Kameramanns Christian Berger. Malerisch ist die Landschaft, spartanisch edel ist die Hotelzimmereinrichtung. Doch die Kulisse entwickelt sich immer stärker zu einem Schauplatz dramatischer Szenen einer Ehe, in den auch die Nebenfiguren vom Drehbuch geschickt hineingewoben werden. Vanessa und Roland werden zunehmend zu Beobachtern ihrer Umgebung und auch der Zuschauer ergibt sich in die Rolle eines Voyeurs. Die Musik passt zur Stimmung und erzeugt eine Art träumerischer Schwermut. Und wenn das Auto an der Küste Südfrankreichs am Ende entlangfährt, erscheint im Licht der Sonne alles möglich. Ein elegant fotografiertes und stimmungsvoll sinnlich inszeniertes Ehedrama.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Angelina Jolie
Darsteller:Angelina Jolie; Brad Pitt; Mélanie Laurent; Melvil Poupaud; Niels Arestrup; Richard Bohringer; Sarah Naudi
Drehbuch:Angelina Jolie
Kamera:Christian Berger
Schnitt:Patricia Rommel
Musik:Gabriel Yared
Länge:123 Minuten
Kinostart:10.12.2015
Verleih:Universal
Produktion: Jolie Pas, Pellikola; Plan B Entertainment; Universal Pictures;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es könnte die Adaption einer Kurzgeschichte von Scott Fitzgerald sein. Ein amerikanisches Ehepaar, sie Tänzerin und er Schriftsteller, durchleben eine tiefe Krise sowohl in ihrer Beziehung wie auch in ihren Karrieren. Und dies tun sie in der malerischen Idylle der südfranzösischen Mittelmeerküste in den 70er Jahren. Sie ist durch ein lange unerklärt bleibendes Trauma in eine tiefe Depression gefallen und kann oder will nicht mehr auftreten. Er hat sich nie vom großen Erfolg seines ersten Romans erholt und statt zu schreiben, trinkt er. Die Beziehung der beiden ist nicht unbedingt lieblos, aber leblos. Während sie das Hotelzimmer kaum verlässt und einen halbherzigen Versuch macht, sich zu ertränken, sitzt er den Tag lang in der Bar des Küstenortes und freundet sich mit deren Besitzer an. Ein junges, glückliches Paar im Nebenzimmer weckt ihre Aufmerksamkeit. In ihnen sehen sie sich selber in glücklicheren Tagen gespiegelt und durch ein Loch in der Wand werden sie so zu Voyeuren dessen, was sie selber verloren haben. Angelina Jolie-Pitt traut sich hier, eine Geschichte zu erzählen, in der kaum etwas passiert. Denn das Drama dieser Ehe ist, dass alles in ihr schon gesagt und getan zu sein scheint. Die beiden kennen einander genau, und dies zeigen die beiden Darsteller dadurch, dass sie durch kleine Gesten und wenig Worte miteinander kommunizieren, die ein Außenstehender kaum entziffern kann. Und es mag ihnen als einem „alten“ Ehepaar leichter fallen, diese Vertrautheit vor der Kamera auszudrücken. Angelina Jolie-Pitt weiß genau, was Brad Pitt kann und sie weiß ebenso gut, wie sie selber vor der Kamera wirkt. Deshalb kann sie souverän und völlig uneitel diese mondäne Diva spielen. Sie zeigt, wie diese Frau von ihrer eigenen Schönheit angewidert ist und wie selbstzerstörerisch sie ihren Sexappeal einsetzt. Sie und Pitt demontieren hier subtil das Bild, das sich die Öffentlichkeit von „Brangelina“ macht, ohne sich dabei die Blöße einer möglichen autobiografischen Lesart zu geben. Und BY THE SEA ist sehr kunstvoll und stimmig inszeniert. Der Kameramann Christian Berger kann, wie schon in DAS WEIßE BAND, Landschaften und Räume ebenso dramatisch wirken lassen wie die Gesichter der Darsteller. Der kleine südfranzösische Küstenort wurde auf Malta nachgebaut und ist mit seiner leicht heruntergekommenen Eleganz die perfekte Kulisse für die hochstilisierte Tristesse dieses Dramas, dessen Schwermut so äußerst verführerisch wirken kann.