Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Für diese Art von Recherche ist der Dokumentarfilm das ideale Medium. Die meisten Dokumente sind Filmaufnahmen, denn da hier ein Aspekt der amerikanischen Unterhaltungsindustrie untersucht wird, gibt es keinen Mangel an Aufzeichnungen der Shows, Werbefilmen, Amateuraufnahmen, Ausschnitten aus Nachrichtensendungen usw. Und die Filmemacher nutzen geschickt die Dramaturgie einer Investigation, wodurch sie Interesse wecken und Spannung erzeugen. Sie beginnen mit dem tragischen Tod einer Tiertrainerin, die von dem Orca-Bullen Tilikum angegriffen wurde. Bald stellt sich heraus, dass dieses Tier schon davor mehrere Menschen verletzt und getötet hat, dies aber von dem Betreiber der Wassershow SeaWorld verheimlicht wurde. Die Filmemacher zeigen, unter welchen für die Tiere traumatischen Umständen Tilikum zusammen mit vielen anderen Walkälbern gefangen wurde, wie er in engen Becken mit ihm fremden Walen eingepfercht wurde, wie er dressiert wurde, ohne dass seine Trainer ein tieferes Verständnis für das Verhalten und die Natur dieser hochsensiblen Tiere entwickelt hätten. Unter dem verwendeten Archivmaterial sind erschütternde und empörende Bilder davon, wie profitorientiert und grausam die Menschen diese Tiere behandeln, und es gelingt den Filmemachern, Tilikum nicht als einen „Killerwal“ sondern als eine geschundene und sowohl seelisch wie auch körperlich tief verletzte Kreatur darzustellen. Aber auch die Trainer sind Opfer. Einige Kollegen der getöteten Dawn Bracheau erzählen vor der Kamera, wie naiv sie damals ihrer Arbeit nachgingen. Heute fühlen sie sich von SeaWorld getäuscht und engagieren sich für eine Naturschutzkampagne gegen die Praktiken des Unternehmens. Man spürt bei BLACKFISH die Dringlichkeit, mit der die Filmemacher diese Geschichte erzählen wollen. Dabei dienen die stilistischen Mittel immer der möglichst klaren und einfachen Vermittlung der Botschaft. So ist der Film eher konventionell gedreht und geschnitten. Neben dem ausführlich vorgestellten Archivmaterial bestehen die eigenen Aufnahmen der Filmemacher zu großen Teilen aus den sogenannten „Talking Heads“ der Zeitzeugen, Betroffenen und Experten. Aber dieses Material ist so geschickt montiert und bearbeitet, dass die komplexe Geschichte immer sehr verständlich und eindrücklich erzählt wird.