Birnbaum
FBW-Pressetext
Zwei junge, gut aussehende Menschen leben in einer symbolisch aufgeladenen und stark stilisierten Sphäre des Alterns zwischen welken Blumen, Schnecken und nostalgischem Dekor. Interessant und detailreich ist diese Erzählung mit den sparsam eingesetzten Dialogen, die durch die gut geführten Schauspieler zusätzlich an Bedeutung gewinnt. So entsteht eine ideenreiche und unkonventionelle Mischung aus experimentellen Elementen, kunsthistorischen Anleihen, ausdrucksstarken Farben und bewussten Irritationen irgendwo zwischen Surrealismus und konkreter Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit.Filminfos
Gattung: | Kurzfilm |
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Regie: | Ronald Scharf |
Darsteller: | Malina Ebert; Andreas Guenther; Ingeborg Jahns; Uta-Monika Biwer |
Drehbuch: | Ronald Scharf; Katharina Koester |
Webseite: | birnbaumfilm.de; |
Länge: | 18 Minuten |
Produktion: | Ronald Scharf, Ronald, Luxid Filmproduktion, FH Mainz |
FSK: | 0 |
Förderer: | Filmbüro Bremen |
Jury-Begründung
Stilistisch kann man diesen Kurzfilm kaum experimentell nennen. Er zeigt ein junges Paar in verschiedenen Situationen, die durchweg brillant fotografiert und komponiert, aber auch halbwegs konventionell montiert sind. Viele von diesen Szenen sind wie Stillleben arrangiert, und sie alle beinhalten mindestens ein irritierendes Moment. Die jungen Menschen tragen die Kleidung von Alten, beim Kaffee einschenken Einschenken des Kaffees ist die Hand so unsicher, dass das Meiste verschüttet wird und schon früh hat der Mann einen Revolver in der Hand.Der Filmemacher arbeitet viel mit surrealen Zeichen und Symbolen, die alle auf die Themen Verfall und Tod hinweisen. Die reife Birne, die vergraben wird, die Schnecken, die auf dem Esstisch herumkriechen, die alten Frauen, von denen der junge Mann erotisch angezogen wird. Die üblichen Bewertungen von Jung und Alt, Blüte und Verfall, Leben und Tod werden hier auf den Kopf gestellt und es so gelingt es Ronald Scharf, konsequent eine morbide Atmosphäre zu schaffen, die bis zum Ende des Films fasziniert. Zum Schluss hin, wenn die Tabletten zermalen und auf den Kuchen gestreut werden, bekommt der Film dann fast noch einen narrativen Spannungsbogen: Werden die beiden ihren Alterswahn bis zur Spitze treiben und jung sterben?
Wenn man bedenkt, wie viel an diesem experimentellen Kurzfilm hätte schief gehen können, wie groß die Gefahr war, dass ein falscher Ton, ein schlecht ausgewählter Darsteller oder ein zu deutliches Zeichen ihn in manierierten Kitsch verwandelt hätte, muss man den gelungen umgesetzten radikalen Stillwillen des Filmemachers von Ronald Scharf mit dem höchsten Prädikat bewerten.