Filmplakat: Bintou

FBW-Pressetext

Eine junge Frau sitzt in ihrer kleinen Wohnung in Burkina Faso. Ihr Name ist Bintou. Bintou hat einen Traum: Sie will nach Europa auswandern und dort als Schneiderin und Modedesignerin berühmt werden. Bintou weiß, dass dafür viel Arbeit, Glück und Talent nötig ist. Doch sie ist bereit, alles zu geben. Immerhin hat sie keinen Mann, der sie zwingt, nur für ihn da zu sein. Und auch ihre Freunde sind für sie da und unterstützen sie. Doch Bintou ist dennoch nicht frei in ihrem Willen und ihrem Handeln. Denn sie hat eine kleine Tochter, die bisher in einem Heim gelebt hat. Und dort kann sie nicht länger bleiben. Die Nachwuchsfilmemacherin Simone C. Gaul begleitet in ihrem Dokumentarfilm BINTOU ihre Protagonistin und überlässt ihr die Erzählerposition. Bintou redet über sich selbst, über ihre Träume und ihre Wünsche. Dass dazu kein sechsjähriges Kind passt, zu dem die Mutter keine wirkliche Bindung aufbauen konnte, ist ein Konflikt, der den Film im Verlauf noch stärker und mehrdimensionaler macht. Offen lässt der Film, wie Bintou Mutter geworden ist. Dies lässt der Film offen, gibt dem Zuschauer aber die Möglichkeit, darüber zu reflektieren. Nebenbei erzählt BINTOU auch über das Leben in Burkina Faso, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Es ist faszinierend, wie die junge Frau in all dieser Armut und der Hoffnungslosigkeit nie ihr fröhliches Gemüt verliert und wie sehr sie strahlt, wenn sie von ihrem Beruf als Schneiderin erzählt. Dann leuchten ihre Augen und diese positive Energie überträgt sich auf den Zuschauer. BINTOU ist ein Film über eine starke junge Frau, die an sich glaubt und die Hoffnung nie verliert, aus ihren Leben etwas Besseres machen zu können. Und der man als Zuschauer von Herzen wünscht, dies würde wahr werden.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Simone Catharina Gaul
Drehbuch:Simone Catharina Gaul
Kamera:Carina Neubohn
Schnitt:Jan Bihl
Webseite:domar-film.de;
Länge:64 Minuten
Produktion: DOMAR Film Martin Schwimmer & Dominik Utz
Förderer:Filmakademie Baden-Württemberg

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Bintou lebt in einem Vorort von Ouagadougou in Burkina Faso. Eine hübsche 26-Jährige Frau, die man meistens lächeln sieht. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Schneiderin. Und was sie kreiert, ist so außergewöhnlich, dass sie sogar europäische Stammkunden hat. Offen spricht sie über ihre Träume, von einem besseren Leben, von einer Karriere als Modeschneiderin, eventuell sogar in Europa. Und voller Stolz filmt sie ihre neuesten Kreationen selbst mit einer Handkamera. Sie wird zu Partys eingeladen bei weißen Entwicklungshelfern und Freunden und chattet im Internetcafé. Man könnte meinen, dass sie ein glückliches und relativ unbeschwertes Leben führt. In Wirklichkeit verbirgt sie aber hinter ihrem strahlenden Auftreten ein hartes Schicksal. Alleingelassen als junges Mädchen hat sie eine jetzt siebenjährige Tochter großziehen müssen. Und nur weil diese in einem Kinderheim leben durfte, konnte Bintou ihre Ausbildung zur Schneiderin machen und dann im eigenen Geschäft arbeiten. Aber jetzt muss sie die Tochter zu sich nach Hause nehmen, was ihre Zukunft auf den Kopf stellen würde…
Simone Catharina Gaul gelang ein spannender Blick in das außergewöhnliche Leben einer faszinierenden Frau voller Ambivalenzen. Gleichzeitig auch ein interessanter Blick in ein afrikanisches Land und seine Bewohner.
Kritik seitens der Jury betraf den Einsatz der Kamera, die mit wechselnden und nicht geregelten Positionen meist auch hinter der Protagonistin steht. Es ist aber zu vermuten, dass dies auch ein gezieltes Konzept des Films ist. Wie anders hätte Bintou dieses sehr offene und tief in ihr Privatleben eintauchende Interview zugelassen. Ein Beleg auch dafür, wie sehr die Regisseurin ihr Vertrauen und, so scheint es, auch ihre Freundschaft gewonnen hat. Bintous Videotagebuch mit der Sicht auf ihre Arbeit und ihre Kreationen passt sich dann dem Blickwinkel der Hauptkamera erstaunlich gut an. Die Jury vergab BINTOU das Prädikat „wertvoll“.