Betty

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Chabrol bleibt sich und seinem Thema treu: der Beschreibung einer zerrütteten bürgerlichen Gesellschaft. Zugleich ist dieser Film aber auch ein Meisterstück der Rückblenden, die nicht nur zur Illustration von Erzählungen, sondern auch zur Illustration von Gedanken dienen, die eine Frau hat, wenn eine andere etwas berichtet: die eine erzählt, die andere denkt. Interessant im übrigen ist, dass psychoanalytische Verhaltensdeutungen nur für die Titelperson in Rückblenden vermittelt werden, während der Zuschauer darauf angewiesen bleibt, diese für die andere Protagonistin selbst zu erarbeiten. Aus dem bruchstückhaften Erzählen in den Rückblenden entsteht Spannung – zunächst zwischen den Rückblenden selber, aber dann zwischen den beiden Frauen, von denen Betty von Anfang an die Rebellin ist.

Einhellig wird die Kamera gelobt. Gleiches gilt für das Buch und die gedämpften Farben dieses Films, die – wie die Rückblenden – Ausdruck seiner insgesamt subtilen Art des Erzählens sind.