Beine Brechen
FBW-Pressetext
Inspiriert von einer Ingeborg Bachmann Erzählung über die Identitätssuche eines jungen Protagonisten, schickt auch Regisseur und Autor Florian Krautkrämer seine männliche Hauptfigur auf die Suche nach einer sicheren Position zwischen den Fronten zweier Systeme. Dabei verzichtet er in seinem Schwarzweißfilm ganz bewusst auf das gesprochene Wort und lehnt sich in Technik wie Ästhetik an klassische Stummfilme an. Die Zwischentitel sind jedoch direkt in das Szenenbild eingefügt, machen sich selbstständig, laufen durch die Räume, werden größer, verschwinden wieder. Dieses Eigenleben der Schrift und die einfließenden Symbole bereichern die offen gehaltene Geschichte und fordern auf anregende Weise die ganze Konzentration des Zuschauers. Bemerkenswerte filmische Prosa.Filminfos
Gattung: | Experimentalfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Florian Krautkrämer |
Darsteller: | Lars Rudolph; Susanne Maierhöfer; Klara Herbel |
Drehbuch: | Florian Krautkrämer |
Kamera: | Sebastian Egert |
Schnitt: | Sebastian Neubauer |
Musik: | Peter M. Glantz |
Webseite: | beinebrechen.de; |
Länge: | 14 Minuten |
Produktion: | Sebastian Neubauer |
FSK: | 12 |
Förderer: | Nordmedia |
Jury-Begründung
Ein Stummfilm, der nichts nostalgisches, nichts altmodisches an sich hat, sondern künstlerisch ganz auf der Höhe seiner Zeit ist. Das gesprochene Wort ist hier geschrieben und nicht wie gewohnt als Unter- oder Zwischentitel, sondern jeweils genau zu der Situation und der Stimmung passend, taucht es zusammen mit erklärenden Textzeilen irgendwo im Bild auf, wandert, verändert seine Form und verschwindet wieder.Dieser Bruch mit den Sehgewohnheiten erzeugt einen ganz eigenen Grad der Aufmerksamkeit. Man schaut hier immer ganz genau hin, denn überall im Bildrahmen passiert etwas. Auch die in schwarzweiß aufgenommenen Sequenzen sind genau komponiert und der Film ist voller origineller Ideen, spielerisch mit den selbst gesetzten strengen Grenzen umzugehen. Hier fügt sich auch die stilisierte Darstellung ein – mit Lars Rudolph als einem existentiellen Antihelden, der kaum selber handeln kann, weil so totalitär mit ihm verfahren wird.
Wie leicht hätte dieses filmische Experiment zu einem reinen Spiel mit der Form werden können, aber Regisseur Florian Krautkrämer nimmt glücklicherweise auch seine Geschichte ernst. Er erzählt hier von einer universellen Grundsituation des Menschen – und er hat künstlerisch hochwertige Bilder dafür gefunden.