Ein lauer Hamburger Sommerabend. Menschen gehen in ein kleines Theater und nehmen auf bequemen Sofas Platz. Das Licht wird gedimmt, der Künstler betritt die Bühne und setzt sich an sein Klavier. Der Künstler, das ist Bodo Wartke, Musikkabarettist, Liedermacher, Unterhaltungskünstler. Das Publikum, das sind Freunde, Bekannte, Fans. Und was nun in den 132 Minuten von BEI DIR HEUTE NACHT folgt, ist ein Konzert der etwas anderen Art. Denn was der Film von Sven Schütze und Michael Vogelmann der reinen Performance des Künstlers hinzufügt, ist der pure Spaß am Inszenieren und Illusionieren. Da werden Nummern mit überraschenden Einfällen inszeniert, Wartke verlässt dann und wann sein Klavier, interagiert mit dem Publikum, immer untermalt von seinen pointierten Texten, die das ganze Leben behandeln. Kleine zwischenmenschliche Dramen, große existenzielle Probleme – jedes Lied hat ein bisschen was von allem und eine große Portion Charme. Dass die Inszenierung bis zum Schluss konsequent mit der Erschaffung von inszenierter Realität umgeht, zeigt sich im kongenialen Schluss, der hier natürlich nicht verraten werden soll. BEI DIR HEUTE NACHT ist nicht nur für Fans des Künstlers ein unterhaltsamer Film über den Zauber von Musik. Und natürlich von und mit Bodo Wartke.
Der Titel des Films impliziert: Ein Konzertfilm. Ist dies ein Konzertfilm? Mit Sicherheit kein üblicher Konzertfilm, der sich in die Reihe mit vielen anderen stellen lässt. Aber bei allen Filmen des Genres, wie auch bei diesem, stellt sich bei der künstlerischen Bewertung nicht die Frage nach der thematischen Vielfalt des Interpreten oder einer Band. Vielmehr geht es um die künstlerische Analyse der filmischen Aufbereitung des Dargebotenen. Und in diesem Fall haben wir es nicht mit einer Dokumentation, sondern mit einer dramaturgisch voll durchkalkulierten und präzisen Inszenierung einer Preview oder Privatpremiere vor Freunden eines Konzertes des Entertainers Bodo Wartke zu tun. Der Film spielt nicht nur auf zwei Erzählebenen, sondern bindet auch Bodo Wartke selbst geschickt in das Spiel auf diesen beiden Ebenen ein. In der Exposition findet sich sein Publikum zum Event ein und gleichzeitig bereitet sich der Entertainer auf seinen Auftritt vor. Dass Künstlergarderobe, Probenraum, Publikumsauditorium und Bühne des Theaters, später dann sogar Wohnräume des Künstlers selbst, uns als zweite Erzählebene oder Inszenierungsbühne greifbar gemacht wird, ist ein wunderbarer Kunstgriff. Und das Konzert selbst auf der ersten Erzählebene? Ebenso perfekt inszeniert! Die einzelnen am Klavier und auch mit der Mundharmonika begleiteten Musik- und Textstücke von Bodo Wartke werden aufgebrochen durch reizvolle optische Einschübe. Da tritt Wartke vors Publikum, da taucht bei einem Stück im Hintergrund plötzlich eine begleitende Combo auf, da setzt er sich zum Dialog zu einer Frau in den Sessel, da tanzt ein Paar. Mit einer guten Kamera, einer perfekten Tonarbeit und einer ebenso stimmigen Lichtarbeit ist zu jeder Zeit die Dramaturgie dieses Konzertes der besonderen Art ohne störende Brüche gewährleistet. Selbstverständlich gehört dazu auch die obligatorische Theaterpause mit einem ironischen Geplänkel an der Kaffee-Theke, wie auch Autogrammeschreiben und die Signatur von Konzert-CDs nach dem Event. Und zum Ende des Films die Überraschung: Nach dem liebevollen Gutenacht-Lied am Kinderbett und dem Zubettgehen des Künstlers wird auch hier die oben zitierte zweite Erzählebene präsentiert - alles ist Bühne, alles ist Theater, alles ist inszeniert. Ein besonderes Konzert im wahrsten Sinne des Wortes!