Bad Boy Bubby

Kurzbeschreibung

Nach 35 Jahren totaler Isolation, Unterdrückung und Ausbeutung durch die eigene Mutter gelangt Bubby erstmals in die Welt "draußen", die sich für ihn als seltsam, wunderschön, chaotisch, liebevoll und grausam darstellt.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Rolf de Heer
Länge:114 Minuten
Verleih:Concorde
Produktion: Bubby PTY/South Australia Film Corporation, Adelaide, Adelaide Fandango
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die australische Variante des bekannten Kaspar Hauser-Themas, die Geschichte eines Menschen, der isoliert und reduziert auf nur eine einzige Bezugsperson aufwächst, ohne die Chance, seine eigene Identität und sein eigenes Wertesystem zu entwickeln, wird zu einer Parabel auf die Manipulierbarkeit des Menschen und zu einem Plädoyer für die extistenzielle Notwendigkeit liebevoller Zuwendung zu jedem Kind und seine soziale Integration.

Der Regisseur und Drehbuchautor Rolf de Heer transportiert die Geschichte in unsere Zeit und wiederholt sie gleichsam als psychologisches Experiment unter heutigen Bedingungen. Was wäre, wenn ein Kaspar Hauser auf den Straßen einer unserer Großstädte erschiene und ganz unverstellt und unverbildet in den Alltag eingreift? Der bad boy Bubby zeigt - aufgrund der mütterlichen Prägung und Dominanz - eine Vorliebe für die Sinnlichkeit monströser Körper (Busen), die mit den geltenden Normen nicht übereinstimmt. Die Verletzung eben dieser Normen bringt ihn ins Gefängnis, das ihn dann bereits nach kurzer Zeit - als angeblich resozialisiert - wieder ausspeit. Bubby findet sich schwer zurecht in seiner Umwelt, die seine Behinderung nicht wahrnimmt und nicht annimmt. Nur bei einer Rock-Band, für die er als Leadsinger lallt und brüllt, findet er so etwas wie ein Zuhause und in der vollbusigen Betreuerin eines Behinderten-Heims schließlich eine Gefährtin.

BAD BOY BUBBY will Anstoß geben und Anstoß nehmen. Vom Inzest am Anfang des Films, über den Elternmord, die Einbeziehung Schwerstbehinderter und die Entbindung am offenen Fenster am Schluß scheut der Film vor der Verletzung keines Tabus zurück. Die Geschichte ist nie ganz realistisch, aber auch nie nur parabelhaft, und bedinent sich vieler stilistischer Mittel, um dem Zuschauer die Hauptfigur nahezubringen. Dies gelingt vor allem durch das hervorragende Spiel des Nicholas Hope als Bubby.

Deshalb und auch wegen der sorgfältig gestalteten Dialoge, die für den fast Sprachlosen Worte finden, wegen der hervorragenden Kamera, die die Großstadt-Welt in verfremdeten bzw. fremd wirkenden Bildern einfängt, und wegen der kontrollierten Verwendung der Musik (Heilsarmee-Lied, Dudelsack-Spieler im Gefängnis, Orgel- und Rock-Musik) hat der Film ein Prädikat verdient.