Auf der Suche nach dem Gedächtnis

Kinostart: 25.06.09
VÖ-Datum: 18.08.17
2008
Filmplakat: Auf der Suche nach dem Gedächtnis

FBW-Pressetext

Zeit seines Lebens ist der heute über 80jährige Hirnforscher und Nobelpreisträger Eric Kandel AUF DER SUCHE NACH DEM GEDÄCHTNIS gewesen. Zu welchen Erkenntnissen der gebürtige Wiener jüdischer Herkunft auf seinem ungewöhnlichen Lebensweg - der Emigration in die USA, den Folgen des Holocaust und den mehr als 50 Jahren Tätigkeit in der Hirnforschung – kam, fasst Regisseurin Petra Seeger in ihrem ebenso informativen wie unterhaltsamen Film zusammen. Dabei folgt sie ihrem außergewöhnlich offenen, humorvollen und charismatischen Gegenüber nach New York und auf den Spuren ins Wien seiner Vergangenheit, wo Biografie und Forschung immer wieder ineinander greifen. Eine charmante Dokumentation mit viel Witz, die bereits zahlreiche Kinobesucher beigeisterte und weit mehr ist als ein filmisches Portrait! Ein großer Film über einen großen Menschen.

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Petra Seeger
Drehbuch:Petra Seeger
Buchvorlage:Eric Kandel
Kamera:Mario Marsini; Robert Winkler
Schnitt:Oliver Neumann
Musik:Cikan Veenenbos; P. Spatina; P. Fleischmann
Webseite:;
Länge:99 Minuten
Kinostart:25.06.2009
VÖ-Datum:18.08.2017
Verleih:W-film
Produktion: FilmForm Köln GmbH
FSK:0
DVD EAN-Nummer:4250128421218
Anbieter-Link:
DVD Extras:Interview mit Eric Kandel

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll erteilt.


Was für ein Protagonist! Auch ein handwerklich viel schwächerer Film über Eric Kandel wäre wohl unbedingt sehenswert gewesen, denn solch einen interessanten Menschen, der sowohl ein abenteuerliches Leben geführt hat, ein bedeutendes Werk schuf, das sich mit gerade heute entscheidenden Fragen beschäftigt, sehr freimütig und artikuliert über sein Schicksal und seine Arbeit reden kann und zudem noch eine schillernde Persönlichkeit hat, ist ein absoluter Glücksfall für eine Filmemacherin. Aber ein guter Stoff ist bei einem Dokumentarfilm nie reine Glücksache. Petra Seeger musste Eric Kandel und sein Werk erst einmal entdecken, und dann musste sie sein Vertrauen erlangen, denn man spürt die Nähe und Offenheit, die Kandel bei den Aufnahmen zuließ.
Und schließlich musste die Filmemacherin auch eine angemessene Form finden, um die vielen Aspekte dieses Films so zu ordnen und zu präsentieren, dass er nicht wie ein bloßes Konvolut wirkt. Hierbei war sie so klug, eher assoziativ als chronologisch zu erzählen. Dabei ist es natürlich günstig, dass hier auf mehreren Ebenen vom Erinnern erzählt wird, zwischen denen geschickt hin- und hergesprungen werden kann. Zum einen ist das Gedächtnis das Forschungsfeld des Nobelpreisträgers Eric Kandel, und durch kleine Lektionen sowie bei Besuchen in seinen Forschungslaboren bekommt der Zuschauer eine kleine Einführung in dieses Fachgebiet. Aber Kandel erinnert sich im Film auch an sein eigenes Leben und er besucht, in Europa mit seiner Familie, in New York auch alleine mit dem Filmteam, die verschiedenen Stationen seiner Entwicklung vom behüteten jüdischen Jungen im Wien der frühen 30er Jahre über die Drangsalierung durch die Nazis und Flucht in die USA über die Teenagerjahre in New York bis zu der steilen Karriere als Hirnforscher.
Wie sich dabei Biografie und Forschung vermengen ist einer der vielen spannenden Aspekte dieses Films. Und der stetige Wechsel macht es möglich, mit vielen verschiedenen Stimmungen und Erzählebenen zu arbeiten. Allzu viel Wissenschaft in einem Stück würde wohl die meisten Zuschauer überfordern, aber so wird sie in gut verdaulichen, kleinen Happen gereicht. Daneben haben auch Sequenzen wie jene ihren Platz, in der Kandel mit einem zufällig auf der Straße getroffenen älteren Afroamerikaner herumalbert, und die beiden ein auch im Kino sehr ansteckendes mächtiges Gelächter anstimmen. Der Film wird so Kandels Lebensweg (bei dem als unheilbare Wunde immer der Holocaust mitschwingt), seiner Arbeit und seiner Persönlichkeit gerecht. Ein großer Film über einen großen Menschen.